«Wenn sich drei Schweizer treffen, gründen sie einen Verein.» Das geflügelte Wort zeigt, wie stark die Freiwilligenarbeit hierzulande verankert ist. Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung wendet dafür im Durchschnitt einen halben Tag pro Woche auf und engagiert sich unentgeltlich direkt oder in Organisationen aller Art zum Wohle der Mitmenschen.
Freiwilligenhilfe ist gerade im sozialen Bereich weit verbreitet. Diese Arbeit bietet viel Befriedigung, birgt aber auch besondere Risiken: Helfen kann zur Sucht werden. Das Gefühl, gebraucht zu werden und unentbehrlich zu sein, fördert Allmachtsfantasien («Alles lässt sich lösen, wenn man nur wirklich will!») und lenkt von der Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen ab. «Wer mitleidet, macht das Leiden anderer zu seinem eigenen», erklärt der SRF-Ratgeber-Seelsorger Franz Lorenz, «und damit auch dessen Lösung.»
Wer sich «voller Herzblut» für eine Sache engangiert, tendiert ausserdem dazu, immer weniger Rücksicht auf sich selber zu nehmen. Was nicht selten in einem Helfer-Burnout endet, mit dem niemandem gedient ist – der Sache am allerwenigsten.
Es lohnt sich deshalb, sich stets über die eigenen Möglichkeiten im Klaren zu sein und sich auch zeitliche Grenzen für die Arbeit in der Freizeit zu setzen. Oder wie es Seelsorger Lorenz ausdrückt: «Ein Kernsatz der Bibel lautet: ‹Liebe deinen Nächsten wie Dich selber.› Als Umkehrschluss sollte in der Freiwilligenarbeit gelten: ‹Liebe Dich selber erst so, wie Du Deinen Nächsten lieben willst.› Sprich: Tue ich genug, dass es mir gut geht?» Kleine «Gesundheitsinseln» im Alltag helfen, zur Ruhe zu kommen und wieder Kräfte zu sammeln – sei das ein besonderer Ort, nahestehende Menschen oder eine lieb gewonnene Tätigkeit wie Kochen.