Baby Stefanie hat sich inzwischen daheim schon eingewöhnt. Ihre Schwester Jasmin komplettiert gut zwei Wochen später die Familie: Drei Wochen vor ihrem errechneten Geburtstermin ist auch sie fit genug, um das Unispital Zürich zu verlassen. «Weil Stefanie gut aus dem Schoppen trinken konnte, war es klar, dass sie schon ein wenig früher heim darf als Jasmin», erklärt Mutter Franziska Holdener Stefanies frühere Entlassung.
Sie und ihr Mann Silvan Lütolf sowie der zweijährige Simon freuen sich, jetzt endlich beide Mädchen Tag und Nacht um sich zu haben – auch aus ganz pragmatischen Gründen. «Es hat jedes Mal doch fünf, sechs Stunden beansprucht, wenn man ins Krankenhaus gehen musste. Jetzt hat man die Zeit wieder für die Kinder und vor allem für Simon», freut sich Silvan Lütolf. Allein die Fahrt zur Frühchenstation hat täglich mindestens eineinhalb Stunden Zeit gefressen.
Dennoch: Angespannt sind die Eltern schon, als ihre Winzlinge Einzug daheim halten. «Man hat ja alles bis jetzt nur vom Spital gekannt. Und das ist natürlich ganz etwas anderes als daheim», sagt Franziska Holdener. «Mit Stefanie bin ich eher noch ein bisschen aufgeregter gewesen», gesteht Silvan Lütolf. «Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass beide fast bis zum Geburtstermin im Spital sein würden.»
Bereit für das Leben Zuhause
Doch die Zwillinge erfüllten schon vorher die Reifekriterien der Ärzte: Erst wenn Atmung und Herzrhythmus stabil sind, die Kinder ihre Temperatur selbst regulieren können, Hunger anmelden und dann auch eine für die Gewichtszunahme ausreichende Nahrungsmenge zu sich nehmen können, dürfen sie das Spital verlassen. «Das ist einfach ein Erfahrungswert: Sobald die Kinder die Reifekriterien erreicht haben, kann man sie mit gutem Gewissen nachhause lassen», sagt Jean-Claude Fauchère, leitender Arzt der Klinik für Neonatologie am Unispital Zürich.
Bei aller Vorfreude erfahren die Eltern am Tag der Entlassung von Jasmin noch einmal einen Dämpfer. «Jasmin hat eine ganz kleine Öffnung zwischen zwei Herzkammern, die etwa zwei Millimeter gross ist», erklärt Jean-Claude Fauchère. Das ist der häufigste Herzfehler bei der Geburt. Die Chancen stehen jedoch gut, dass sich die Öffnung im ersten Lebensjahr von selbst noch verschliesst. Auch Jasmins Blutdruck ist noch zu hoch. Da steht noch eine Ursachenforschung an, gegebenenfalls muss sie dann Medikamente nehmen.
Engmaschige Kontrolle
So oder so werden die Mädchen auch weiterhin regelmässig Ärzte zu sehen bekommen. Die folgenden Entwicklungsuntersuchungen übernehmen spezialisierte Kinderärzte im Kinderspital Zürich. Die nächste steht spätestens vier Wochen nach dem eigentlichen Geburtstermin an. Danach folgen Tests zwei- bis dreimal im Jahr. Dabei werden die Entwicklung des Kindes, sein Verhalten und seine Motorik genau beobachtet – sicher bis zur Einschulung.
Bis das Leben mit den Zwillingen Normalität wird, braucht es noch einige Wochen. «Bei Stefanie war`s am Anfang daheim so, dass man immer wieder hingegangen ist und geschaut hat, ob sie noch atmet», berichtet Franziska Holdener von ihrer anfänglichen Unruhe. «Im Spital hat man natürlich die Sicherheit gehabt, dort sind sie angehängt gewesen, es hätte sofort geläutet, wenn es Probleme gegeben hätte.» Auch Jasmin werden die 27-Jährige und ihr Lebensgefährte erst einmal Tag und Nacht genau im Auge behalten, bis sie sich entspannen können.
* Durchschnittliches normales Geburtsgewicht: 3200 Gramm (Mädchen) bzw. 3300 Gramm (Jungen)