Der Eintritt in eine Spielgruppe oder in den Kindergarten fällt Kindern mit frühkindlichem Autismus schwer. Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst des Kantons Zürich testet deshalb im Rahmen eines Pilotprojekts, wie Kinder mit Autismus auf die Ansprüche des Kindergartens besser vorbereitet werden könnten – Kinder wie der vierjährige Mattia: Zwar hat er durch intensive Therapie schon grosse sprachliche Fortschritte gemacht und findet sich allgemein im Alltag besser zurecht. Aber er hält sich dabei nach wie vor fast ausschliesslich im geschützten Kreis seiner Familie auf. Im Pilotprojekt sammelt er nun erste Erfahrungen auf vielen Ebenen.
Das Pilotprojekt simuliert während einer Stunde den Ablauf in einem Kindergarten oder in einer Spielgruppe. Obwohl jedes Kind eine therapeutische Begleitperson hat, sind die Anforderungen für Kinder mit einer autistischen Entwicklungsstörung gross:
- Die Kinder müssen sich eine Stunde lang von ihren Eltern trennen.
- Sie sollen versuchen, Übergänge möglichst selbständig zu bewältigen, zum Beispiel den Garderoben-Wechsel.
- Sie müssen einem Ablauf und verschiedenen Programm-Punkten folgen.
- Sie üben, die Gegenwart anderer Kinder zu „ertragen“.
- Sie trainieren, einfache Kontakte herzustellen und eigene Bedürfnisse oder Probleme zum Ausdruck zu bringen, wenn möglich durch Reden.
- Sie üben, Regeln zu befolgen und Anleitungen zu verstehen.
- Allgemein geht es darum, Fertigkeiten, welche die Kinder daheim gelernt haben, auch in der Gruppe anwenden zu können.
Mattia hatte in den ersten Gruppen-Stunden zwar manchmal noch etwas Mühe, aber er schaffte es, die Stunden zu meistern. Seine Chancen, im kommenden Sommer in den Kindergarten einzutreten, sind gross. Jetzt geht es darum, zu verinnerlichen, wie er sich am besten in einer Gruppe verhält und er muss weiterhin üben, besser zu reden und noch besser verstehen, was man ihm sagt.
Die in der «Puls»-Serie vorgestellte Intensivtherapie bei frühkindlichem Autismus ist bewusst gewählt. Es handelt sich um eine frühe verhaltenstherapeutische Intervention (FIVTI), basierend auf der angewandten Verhaltensanalyse («Applied Behavior Analysis»). Die FIVTI-Methode ist wissenschaftlich gut untersucht, ihre Erfolge sind belegt. Darum übernimmt die Invalidenversicherung seit einem Jahr einen Teil der Therapiekosten in Form einer Pauschale. Die IV unterstreicht in einem Rundschreiben, dass der FIVTI-Therapie-Ansatz in der Fachwelt anerkannt ist. Allerdings muss die Therapie von spezialisierten Stellen durchgeführt werden. In der Regel übersteigt die Nachfrage das Angebot. Einen hohen Stellenwert hat bei dieser Lern- und Verhaltenstherapie die Förderung des Sprachverständnisses und des aktiven Sprechens. Die Frühförderung umfasst aber auch die Bereiche soziale Interaktion, Spielfertigkeiten, Alltagsaktivitäten. Sie wird in der Regel bis zum Kindergarten-Eintritt zu Hause durchgeführt, unter Einbezug der Eltern.