Viele Menschen können es an ihren eigenen Füssen beobachten: Im Laufe der Jahre knickt der grosse Zeh immer mehr nach aussen, hin zu den restlichen Zehen. Der Mittelfussknochen steht seitlich raus und es kann zu unangenehmen Druckstellen und Entzündungen kommen. Diagnose: Hallux valgus.
Sind Gene oder Schuhe schuld?
«Bei diesen engen und hohen Schuhen musst du dich nicht wundern.» Diesen Satz kennen Betroffene bestimmt. Also nur noch weites Schuhwerk tragen und der Hallux ist passé, beziehungsweise entsteht erst gar nicht? So einfach ist es leider nicht.
Denn die Fussfehlstellung ist genetisch bedingt und kann somit nur teils beeinflusst werden. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer, da eine Bindegewebeschwäche die Ursache ist. Mögliche Beschwerden des Hallux valgus können durch enge Schuhe aber verstärkt und symptomatisch werden.
Operation als finale Lösung
In den meisten Fällen ist eine Operation nicht notwendig, sofern der Leidensdruck nicht immens ist. Wann die Lebensqualität zu stark unter dem Hallux valgus leidet, ist eine sehr individuelle Frage. Für Simone Zwicky, leitende Oberärztin Fusschirurgie an der Schulthess Klinik in Zürich, ist klar: Wenn kein passendes Schuhwerk mehr gefunden wird, die Schmerzen konstant anhalten, alltägliche und sportliche Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden können, ist die operative Zehenbegradigung die Lösung.
Denn am Ende kann nur eine Operation die Fussfehlstellung wirklich beseitigen und die ursprüngliche Anatomie des Fusses wiederherstellen.
Es kann auch junge Füsse treffen
Vom Hallux valgus sind nur betagte Seniorenfüsse betroffen? Dieses Vorurteil stimmt nicht. Die Fussfehlstellung kann alle treffen und so auch bereits in jungen Jahren problematisch werden. In der Vergangenheit wurde eine Operation bei jungen Personen aber meist herausgezögert.
Heutzutage unterziehen sich jüngere Patientinnen und Patienten frühzeitiger der operativen Behandlung. Ob ein solcher Eingriff sinnvoll ist, kann nicht pauschalisiert werden. Und muss abhängig vom Leidensdruck der betroffenen Person selbst entschieden werden. Jüngere Betroffene setzen sich gegenwärtig bewusster mit der Fehlstellung auseinandersetzen und gehen aktiv gegen allfällige Einschränkungen dadurch vor.
Was aus Sicht von Simone Zwicky sicherlich auch einen Einfluss hat, ist der heute bessere Ruf der Hallux-valgus-Operation. Galt der Eingriff vor einigen Jahren noch als schmerzhafte und nicht anhaltende Lösung, hat sich die Hallux-valgus-Chirurgie jetzt als sehr erfolgreiche etabliert – Rückbildungen sind äusserst selten. Erfahrungen seitens des Operateurs sind dabei zentral, so Simone Zwicky.
Fusstraining ist wichtig
Weil er genetisch bedingt ist, lässt sich der Hallux valgus nicht verhindern. Dennoch kann mit einer Kräftigung der Fussmuskulatur der Verlauf der Deformation und der Symptome etwas hinausgezögert werden – und damit auch die Notwendigkeit einer Operation.
Mit den passenden Übungen lassen sich auch andere Fussfehlstellungen vermeiden. Zentral sind neben einer guten Muskulatur auch stabile und dehnbare Muskeln. Die tägliche Ausführung der Übungen ist entscheidend, um die Fussfehlstellung anhaltend hinauszuzögern.