Er wird als unangenehm bis abstossend empfunden. Gilt in der Gesellschaft sowie bei der Partnersuche als Killerkriterium und trotzdem hat ihn ab und zu jeder vierte Erwachsene. Jede 15. Person verströmt sogar permanent schlechten Atem.
Experten-Chat
So abschreckend der Mundgeruch ist, so wenig wird darüber gesprochen. Den meisten ist es peinlich und die Betroffenen selber riechen ihn nicht. Ein Teufelskreis, der sich eigentlich leicht durchbrechen liesse.
Übeltäter Bakterien
«Mundgeruch kommt vom Magen», ist eine weit verbreitete Meinung, die nicht stimmt: In neun von zehn Fällen liegt die Ursache in der Mundhöhle. Darum ist die erste Anlaufstelle in Sachen Mundgeruch der Zahnarzt.
Einige Zahnärzte bieten spezielle Mundgeruch-Sprechstunden an. Bei dieser Abklärung erhalten die Patienten einen Fragebogen. Es geht dabei um die eigene Einschätzung des Mundgeruchs, die Lebensgewohnheiten und ob ein Patient Medikamente einnimmt. Denn einige Präparate reduzieren den Speichelfluss, und Bakterien haben ein leichtes Spiel, sich dann zu vermehren.
Verantwortlich für den Mundgeruch sind in erster Linie Bakterien. Beim Zersetzen von Speiseresten und abgestorbenen Zellen produzieren sie übelriechende Gase wie Aceton, Buttersäure oder flüchtige Schwefelverbindungen. Die Mikroorganismen vermehren sich besonders gut bei mangelhafter Zahnpflege, entzündetem Zahnfleisch und vor allem auf der Zunge.
Zungenbelag ist die häufigste Ursache für schlechten Atem.
Halimeter und Spürnase
In der Mundgesundheits-Sprechstunde kommt man den Übeltätern auf die Spur. Mit einem Halimeter wird gemessen, ob Schwefelmoleküle aus dem Mund kommen (was meistens der Fall ist) oder aus der Nase. Dann können auch Nebenhöhlen, Rachen oder die Mandeln den Geruch verursachen. Dies ist aber bei weniger als fünf Prozent der Betroffenen der Fall.
Seine eigene Nase gibt dem Experten einen wichtigen Anhaltspunkt: Bemerkt er den Mundgeruch aus einem Meter Distanz, liegt der höchste Schweregrad der Halitosis vor.
Sind andere Krankheiten ausgeschlossen und ist die Ursache klar, geht es darum, die Bakterien von der betroffenen Stelle zu entfernen. Meist mit einer ausgedehnten Dentalhygiene, dem Behandeln von entzündetem Zahnfleisch und Paradontitis und schliesslich der Instruktion, wie sich die Mundhygiene optimieren lässt.
Ein trockener Mund hebelt die Mundhygiene aus
Viele Geschäftsleute und auch Lehrer sind im Mund top gepflegt und haben trotzdem einen übel riechenden Atem. Das liegt dann meist am hohen Kaffeekonsum. Der trocknet den Mund aus, was den Mundgeruch-Bakterien eine ideale Umgebung bereitet.
Gegenmittel: viel Wasser trinken, wasserhaltige Früchte essen oder zahnschonende Kaugummis kauen (regt die Speichelproduktion an).
Hilfsmittel für die Mundhygiene
Mundgeruch selber feststellen
Es gibt keinen 100-prozentig verlässlichen Selbsttest. Am besten funktioniert noch die «Airbag-Methode»:
- Eine geruchsneutrale Plastiktüte an den Mund halten und sie vollatmen. (Durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen.)
- Die Tüte verschliessen.
- Um den Geruchssinn zu schärfen, an die frische Luft gehen und fünf Minuten durchatmen.
- Danach den «Airbag» vor der Nase ausdrücken.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, mit einem Wattestäbchen kräftig am Zungenrücken zu reiben und dann daran zu riechen. Das bringt aber nur etwas, wenn der Zungenbelag für den Mundgeruch verantwortlich ist. Viel sicherer als diese Methoden ist aber die «neutrale» Nase des untersuchenden Spezialisten beziehungsweise dessen elektronisches Messgerät, dem Halimeter.
Was definitiv nichts bringt: in die hohle Hand atmen und daran schnuppern.