Hautkrebs oder nicht? Stellt sich diese Frage bei einer verdächtigen Hautveränderung, wird die fragliche Hautpartie vom Dermatologen zunächst wörtlich unter die Lupe genommen. Bleibt der Verdacht bestehen, wird eine Gewebeprobe entnommen, die im Labor analysiert wird – das Resultat der Biopsie schafft schliesslich Gewissheit.
Einen neuen Weg beschreitet das Institute of Computational Physics der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW): Im Rahmen einer Bachelorarbeit haben Forscher und Studenten um Dr. Mathias Bonmarin ein Analysegerät zur Erkennung von Hautkrebs konzipiert und aufgebaut. Dieses basiert nicht auf einer optischen Analyse, sondern auf der Tatsache, dass sich gesunde Haut und bösartige Veränderungen durch Temperaturschwankungen und ihren Stoffwechsel unterscheiden.
Um diese Unterschiede messbar zu machen, wird die fragliche Hautstelle periodisch mit warmer Umgebungsluft erwärmt und die Temperaturverteilung mit einer hochsensiblen Infrarotkamera gemessen. Innert weniger Minuten lassen sich so am Monitor aussagekräftige Thermobilder darstellen. «Diese Methode hat sich beispielsweise in der Qualitätssicherung von Flugzeugbauteilen bewährt», erklärt Bonmarin. Nun soll das gleiche Verfahren zur Untersuchung der menschlichen Haut angewendet werden.
Eine Biopsie zur Sicherung der Diagnose wird das Gerät nicht ersetzen. Das neue Verfahren verstehen die Entwickler denn auch vor allem als Ergänzung bei der Früherkennung. Denkbar ist zum Beispiel auch, dass Allgemeinärzte mit wenig Erfahrung in der optischen Beurteilung von Hautunregelmässigkeiten künftig ein taugliches Gerät zur Erstbeurteilung zur Hand hätten.
Erste Testmessungen an Patienten im Universitätsspital Genf sind vielversprechend verlaufen. Ob sich das System auch in der Praxis bewährt, soll nun in den nächsten zwei Jahren in der Dermato-Onkologie des Genfer Spitals geklärt werden.