Schnarchen bringt nicht die Betroffenen selbst, sondern vor allem deren Partner zur Verzweiflung. Entgegen der landläufigen Meinung ist man den unliebsamen Geräuschen nicht hilflos ausgeliefert, man kann etwas dagegen unternehmen.
Drei Freiwillige haben für «Puls» drei medizinische Methoden ausprobiert. Zunächst hat «Puls» sie zum Hals-Nasen-Ohrenarzt geschickt. Ein Termin beim Fachspezialist ist unumgänglich, denn dieser geht der Ursache des Schnarchens nach. Nur wenn die Ursache behandelt wird, nützen die Hilfsmittel auch. Je nach dem gibt der Arzt eine oder mehrere Empfehlungen für ein medizinisches Hilfsmittel ab. Allenfalls kann auch eine Operation Linderung bringen.
Die drei Probanden haben Abhängig vom Auslöser unterschiedliche Vorschläge erhalten: Einen Draht, der den Gaumen nach oben drückt, eine Schiene, die den Unterkiefer nach vorne schiebt und ein medizinisches Digderidoo zur Stärkung der Muskulatur. Ob diese Hilfsmittel was taugen? Die Betroffenen testeten sie während drei Monaten.
«Ich schlafe wieder durch»
Luc Estapé hat einen zu weichen Gaumen. Er erhielt den Draht, genau der Anatomie seines Rachens angepasst, damit das Halszäpfchen nicht mehr vibriert – und hat positive Auswirkungen. Das zeigt auch die Schnarch-App, mit welcher er nachts laufend seine Geräusche aufnimmt und auswertet. Je höher der Schnarchwert ist, desto länger und lauter hat er geschnarcht.
Der Vergleich zeigt: Der Anfangswert von 47 sank dank dem Draht im Schnitt auf 13. Seine Partnerin Karin Estapé ist begeistert: «Ich schlafe wieder durch und kann nachts aufwachen und wieder einschlafen. Für mich ist es Erlösung pur.»
Nur konsequentes Training wirkt
Auch bei Peter Müller liegt das Problem im Gaumen. Seine Muskulatur ist dort zu schlaff. Er erhielt darum ein neues, medizinisches Digderidoo. Damit muss er täglich 20 Minuten trainieren.
Sein Fazit: «Zu Beginn hatte ich sehr gute Erfolge. Mit dem Training wurde es immer etwas besser.» Doch dann ging Peter Müller in die Sommerferien – ohne sein Digderidoo. «Ich habe mein Training unterbrochen und jetzt ist es wesentlich schlechter.»
Zu diesem Resultat kommt auch die App, mit der Peter Müller sein Schnarchen aufzeichnet. Peter Müller startete mit einem Schnarchwert von 44. Dieser sank mit Training runter bis 10 und jetzt: Eine Schnarchwert-Zunahme. Das medizinische Digderidoo konnte den Anfangswert aktuell auf 19 reduzieren.
Das medizinische Digderidoo, mit welchem Peter Müller das Schnarchen reduzieren will, ist noch ein Prototyp. Ab Mitte Oktober 2019 sollte es für alle verfügbar sein, so die Nachricht des Herstellers.
«Lebst du noch?»
Bei der dritten Probandin, Ruth Schneider, zeigte die Untersuchung beim Spezialisten: Beim Schlafen verschliesst sich hinten im Gaumen ihr Atemweg. Deshalb legte sie sich eine Schnarch-Schiene zu – speziell beim Zahnarzt angepasst auf ihr Gebiss. Diese Schnarch-Schiene schiebt den Kiefer nach vorne und schafft Platz.
Bereits nach der ersten Nacht sorgte sie bei ihrem Mann für einen Schrecken: «Neben mir war es so ruhig, ich musste sie schütteln und fragen, ob sie überhaupt noch lebt.» Die Messwerte zeigen: Ruth Eichholzers Anfangswert von 40 sank mit der Schiene auf 1.
Alle drei Probanden sind sich einig: Ihre kleinen medizinischen Hilfsmittel haben eine grosse Wirkung auf einen tiefen, ruhigen Schlaf – und vor allem auf den Frieden im Schlafzimmer. Schnarchen ist heilbar, wenn man will.