Expertinnen und Experten warnen: Uns steht ein weiterer Hitzesommer bevor. Städte müssen deshalb Massnahmen ergreifen, um Bewohnerinnen und Bewohner längerfristig vor einem zu heissen Stadtklima zu schützen.
In Zürich hat man sich der wachsenden Hitzegefahr bereits angenommen. Als Reaktion auf die Rekordsommer der letzten Jahre hat die Stadt vor wenigen Wochen den schweizweit ersten Hitzeminderungsplan vorgestellt.
Die Fachplanung Hitzeminderung soll in den kommenden Jahrzehnten helfen, die Hitze in der Stadt zu reduzieren.
Mehr Grün, mehr Wasser
Um Abkühlung zu schaffen, sieht der Plan vor allem ein Mittel vor: Mehr kühlende Grün- und Wasserflächen.
So sind neue grossflächige Parkanlagen geplant, Dächer und Fassaden sollen grosszügig bepflanzt, Verkehrswege durch mehr Bäume beschattet und frisch entsiegelte Bodenflächen umgehend begrünt werden. Auch zusätzliche Brunnen, Becken und Wasserspiele sind vorgesehen.
Gibt es genügend Wasser?
Der Kampf gegen die Hitze in Zürich wird also viel Wasser benötigen. Wird in Zukunft genügend davon zur Verfügung stehen? Der Siedlungswasserwirtschafter Max Maurer von der ETH Zürich gibt zu bedenken, dass sich der Niederschlag in Zukunft unregelmässiger verteilen werde.
Einerseits komme es häufiger zu aussergewöhnlichen Starkniederschlägen, bei denen in kurzer Zeit enorme Wassermengen herunterprasseln. Andererseits müsse man sich auf lang anhaltende Trockenheitsperioden vorbereiten, in denen das Wasser zur Bewässerung vorübergehend knapp werden könne.
Die Herausforderung wird sein, diese Extreme zu berücksichtigen. Bezüglich der durchschnittlichen Niederschlagsmenge müsse man sich aber nicht sorgen, versichert Maurer.
Der Jahresdurchschnitt in der Stadt werde sich bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts zwar merklich, aber nicht dramatisch reduzieren. Ausserdem habe man mit dem See einen grossen Speicher, der im Notfall angezapft werden könne.
Der Regenschwund ist eingeplant
Dass man in den Sommermonaten den See anpumpe und das Wasser für die Bewässerung in die Stadt fahre, könne natürlich nicht sein, sagt Christine Bräm humorvoll. Sie ist Direktorin der städtischen Dienstabteilung Grün Stadt Zürich und Mitherausgeberin des Hitzeminderungsplans.
Die zukünftigen Trockenheitsperioden sind im Hitzeminderungsplan zwar nicht ausdrücklich mitberücksichtigt worden, die Stadtverwaltung teilt aber die Ansicht, dass Niederschläge in den kommenden fünfzig Jahren unregelmässiger ausfallen werden.
Die Stadt als Schwamm
Damit die neu angelegten Grünflächen im Sommer nicht braun und nutzlos werden, damit kühlende Wasserbecken bei ausbleibendem Niederschlag nicht trockengelegt werden müssten, sei es deshalb entscheidend, möglichst viel Regenwasser in der Stadt zurückzubehalten, erklärt Bräm.
Zürich müsse einst wie ein Schwamm funktionieren. Das heisst, Niederschläge müssen über längere Zeit im Boden gespeichert werden können, damit die Stadtbegrünung auch während Trockenperioden noch Schatten spende und man nicht zusätzliches Wasser zur Bewässerung aufwenden muss.
Ein effizientes Wassermanagement ist eine notwenige Bedingung für den langfristigen Erfolg der vorgestellten Hitzeminderungsmassnahmen. Nur so kann die neue Fachplanung ihr Ziel erreichen.