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Defibrillatoren - Warum der Batteriewechsel so heikel ist
Aus Puls vom 15.05.2017.
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Implantierbare Defibrillatoren mit Tücken

Implantierte Kardioverter-Defibrillatoren sind Lebensretter. 1150 Mal werden sie pro Jahr in der Schweiz eingesetzt – ein Routineeingriff. Doch wenn die Batterie leer ist, muss das Gerät ausgetauscht werden. Das ist riskant. Ein neuer Defibrillator soll das Problem nun lösen.

Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD – implantable cardioverter-defibrillator) ist ein Elektroschockgerät in Miniaturausgabe. Das Gerät überwacht den Herzrhythmus und gibt bei lebensbedrohlichem Herzrasen oder Kammerflimmern Impulse oder Elektroschocks ab, um den normalen Herzrhythmus und die Blutversorgung des ganzen Körpers wieder herzustellen. Dieser Vorgang wird als Defibrillation bezeichnet. Nach gut acht Jahren müssen die Batterien jeweils ausgetauscht werden.

Es gibt zwei Arten von ICD-Geräten, die implantiert werden können.

Der ICD:

Die sogenannten transvenösen ICDs verabreichen den Schockimpuls über eine oder mehrere Elektroden, die über das Venensystem zum Herzen verlaufen. Elektroden werden wie beim Herzschrittmacher ins Herz hineinoperiert. Einsatzgebiete sind: Ventrikuläre Tachykardie und Ventrikuläre Arhythmie. 2016 mussten 623 Geräte ausgewechselt werden. Bei 472 von ihnen waren die Batterien leer. Jedoch wurden auch Elektroden beim Wechsel beschädigt und daher mussten sie ebenfalls ersetzt werden. Insgesamt wurden so 152 Elektroden ausgetauscht, weil sie beschädigt, altersbedingt gebrochen oder verrutscht sind. Bei fünf Prozent aller Batteriewechsel kommt es zu Infektionen, welche im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen können.

Der S-ICD:

Der subkutane Defibrillator wird unter die Haut eingeschoben. Anders als bei einem herkömmlichen ICD bleiben das Herz und die Blutgefässe bei einem S-ICD unberührt. So wird das Risiko von Komplikationen stark gesenkt, da die Elektroden keinen Kontakt mit dem Blutsystem haben. Der Defibrillator kann nicht einwachsen. Der Elektrodenwechsel ist dadurch mit praktisch keinen Komplikationen verbunden. Das Erstimplantieren des S-ICD ist aber aus chirurgischer Sicht gesehen anspruchsvoller. Der grosse Nachteil ist jedoch, dass er nur als Defibrillator eingesetzt werden kann, nicht als Herzschrittmacher wie der ICD.

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Informationen zum Defibrillator
Aus Puls vom 12.05.2017.
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Im Moment wird geforscht, wie der S-ICD diese Funktion ebenfalls übernehmen könnte. Ein Ansatz ist eine Art kleiner Stift, den man im Herzen «deponiert» und mit dem S-ICD kommunizieren kann – aber dann wiederum mit dem Nachteil, dass ein Fremdkörper im Herzen platziert ist.

Personen, für die ein Defibrillator in Frage kommt, sollen sich deswegen genau beraten lassen, ob sie eine Herzschrittfunktion benötigen oder ob der neue Defibrillator ausreicht.

Weitere implantierbare Geräte:

  • Herzschrittmacher: Stimuliert das Herz, richtig zu schlagen, gibt aber keinen Schock ab. Einsatzgebiet: Bradykardie und chronotrope Inkompetenz
  • CRT: Verbessert die Zusammenarbeit beider Herzkammern. Kann als CRT-D-Gerät auch einen Schock abgeben. Einsatzgebiet: Kombination von verschiedener Erkrankungen.

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