«Mein Beileid» oder «Ich kondoliere»: Die klassischen Floskeln zum Tod eines Menschen klingen so förmlich, dass sie vielen kaum über die Lippen kommen. Aus Angst, falsch verstanden zu werden oder ins Fettnäpfchen zu treten, verstummen und erstarren sie – und lassen so die Trauernden mit ihrem Schmerz erst recht allein. Ein Zeichen des Mitfühlens zu geben, bedeutet auch immer eine Konfrontation mit eigenen Erlebnissen, Ängsten oder Unsicherheiten – ein Grund, warum viele sich davor drücken.
Bei aller Angst davor, Wunden bei den Hinterbliebenen wieder aufzureissen: Totschweigen bezeichnen die meisten als ein weitaus schlimmeres Übel als angesichts einer Beileidsbekundung in Tränen auszubrechen.
Gemeinsam schweigen statt allein bleiben
Die Sterbe- und Trauerbegleiterin Sabine Brönimann hat für Unsichere einen einzigen Tipp: echt sein. Wem die Worte fehlen – dem dürfen sie auch fehlen, und er darf das dann auch ruhig so sagen. Oder Gesten sprechen lassen: Eine ernstgemeinte Umarmung oder ein Händedruck können mehr sagen als 1000 halbherzige Worte.
Und wer versucht, sein Mitgefühl schriftlich kundzutun, der kann auch auf Erinnerungen an die Person zurückgreifen. Das kann ein gemeinsames Erlebnis aus der Kindheit ebenso sein wie eine liebenswerte Marotte, an die man sich erinnern wird oder eine Beschreibung dessen, was an der Person besonders beeindruckt oder zum Denken angeregt hat.
Zeit lassen ist erlaubt
Wer dafür ein paar Tage Zeit braucht, darf sie sich ruhig nehmen. Sabine Brönnimann weiss aus ihrer Erfahrung, dass ein Todesfall Angehörige erst einmal zu Aktionismus zwingt, um Behördliches und die Bestattung zu organisieren. Danach wird es dann auf einen Schlag still – eine Situation, die besonders schwer erträglich sein kann. Dann kann es schön sein, eine Beileidskarte mit persönlichen Worten aus dem Briefkasten zu ziehen oder auch eine SMS zu bekommen, in der man erfährt, dass ein anderer gerade an den Verstorbenen hat denken müssen, selbst wenn der Todestag schon einige Zeit zurückliegt.