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Mittelmeerküche So gesund is(s)t die Expo 2015

«Puls vor Ort» begab sich auf den Spuren der Mittelmeerküche an die Expo 2015 in Mailand. Deren Motto lautet «Feeding the Planet, Energy for Life» – was von den Ausstellern unterschiedlich interpretiert wird. Wie gesund kann man sich an der Weltausstellung ernähren? Wir haben uns umgesehen.

Wer nach Mailand fährt, sollte gutes Schuhwerk dabei haben, denn die Expo ist im wahrsten Sinne weitläufig. Wie weitläufig merkt man erst, wenn man von architektonischer Extravaganz überwältigt von Pavillon zu Pavillon schlendert und plötzlich merkt, dass man sich eigentlich in einer ganz anderen Ecke des Messegeländes verabredet hatte. Ein Paradies für Schrittzähler.

Lange Menschenschlange vor dem Pavillon von Kasachstan.
Legende: Weit laufen, lange stehen: Die Expo zehrt an den Reserven der Besucher. SRF

Wer weit läuft und lange ansteht, hat bald kräftig Hunger – braucht sich aber zumindest kalorienmässig keine Sorgen zu machen: Kaum ein Länderpavillon ohne angegliedertes Restaurant, dazwischen unzählige Buden mit Streetfood (was dasselbe ist wie Fastfood, aber besser klingt) und ganze Strassenzeilen mit global-regionaler Grossküchenkost. Selbst die Nummer 1 der Burgerbrater ist mit einem eigenen Pavillon vertreten, und auch die anderen Big Player der Foodbranche sind mehr oder minder dezent omnipräsent.

Wie deren Vorstellung von «Feeding the Planet» aussieht, ist ja hinlänglich bekannt. An einer Weltausstellung mit einem derart ambitionierten Motto erwartet man aber eigentlich schon etwas mehr: Gesund und nachhaltig soll der Planet ernährt werden – da müssen die Ausstellernationen doch Visionäres auftischen!

Einige tun's, die meisten nicht. Das Gros der Länder nutzt die Expo ziemlich unverblümt als Tourismusplattform samt landestypischer Speisekarte – oder spart sich die sogar gleich ganz und lässt vom lokalen Catering kulinarische Beliebigkeit mit italienischem Einschlag auftischen. Panini oder Maxi Toast mit Käse gefällig? Gibt’s in Moldavien (Milano) für fünf respektive sechs Euro.

Ganz anders Südkorea (das scheinbar auch vertretene Nordkorea sucht man auf der Expo-Karte vergeblich), das sich kurz und knapp als Korea präsentiert. «Du bist, was Du isst», lautet das Leitmotiv des auch formal überzeugenden Pavillons. «Was werden wir essen? Wie werden wir essen? Wie nachhaltig ist diese Ernährungsform?» sind die zentralen Fragen. Die koreanische Antwort darauf: Hansik .

Dass ein selbstbewusstes Land seine eigene traditionelle Küche als ultimative Antwort auf die ernährungstechnischen Herausforderungen dieser Welt sieht, überrascht erst einmal wenig. Es ist in diesem Fall aber nicht nur sehenswert präsentiert, sondern erscheint sogar recht plausibel. Immerhin sind die Parallelen zur hoch gepriesenen mediterranen Küche augenfällig: Beide setzen auf viel Gemüse und wenig Fleisch – so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was die allermeisten Expo-Besucher mit Vorliebe vertilgen.

Staufrei nach Mailand

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Die Tore der Expo 2015 sind noch bis zum 31. Oktober geöffnet. Die täglichen Extrazüge der SBB bringen Schweizer Besucher direkt zum Expo-Gelände und wieder zurück.

Stichwort mediterrane Küche: Griechenland ist ebenfalls an der Expo 2015 vertreten. Allerdings nur mit einem Alibi-Auftritt im «Cluster Bio Mediterraneo», einer furchtbar sterilen Angelegenheit am Rande des Expo-Geländes.

Statt auf griechische Köche trifft man auf eine Handvoll welker Küchenkräuter – die Schuldenkrise fordert ihren Tribut. Dass der Mythos der gesunden mediterranen Küche ausgerechnet auf die Arme-Leute-Küche der griechischen Insel Kreta zurückgeht, erscheint da wie ein ziemlich böser Treppenwitz der Geschichte.

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