Zum Inhalt springen
Video
Die wahren Ursachen von Rückenschmerzen
Aus Puls vom 18.06.2012.
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 57 Sekunden.

Muskelforschung Die wahren Ursachen von Rückenschmerzen

Rückenprobleme können verschiedene Ursachen haben, selten ist es ein einzelner konkreter Grund. Um das Phänomen besser zu verstehen, haben Wissenschaftler in Deutschland untersucht, wie Muskeln eigentlich gesteuert werden.

Forscher untersuchen mit Spezialgeräten in einem Motorik-Labor, warum es zu welchen krankhaften Veränderungen kommt und wie der Körper damit umgeht. Dazu hefteten sie Elektroden an alle wichtigen Muskeln des Körpers. Die Annahme: Die Ursache von Rückenschmerzen liegt nicht in einem bestimmten Punkt der Wirbelsäule.

Experten waren lange davon überzeugt, dass Rückenschmerzen der Tatsache geschuldet sind, dass der moderne Mensch auf zwei Beinen läuft, während sein Körper ursprünglich für das Laufen auf vier Beinen ausgelegt war. Die Untersuchungen haben das jedoch als Irrtum entlarvt. Denn unser Rücken hat sich angepasst und ist bestens für vielfältige Bewegungen ausgelegt - wenn das Zusammenspiel der Muskeln richtig funktioniert. Das ist aber das eigentliche Problem vieler Rückenschmerzpatienten.

Verspätete Reaktion

Bei ihnen funktioniert dieses exakte Zusammenspiel der Muskeln nicht richtig. Ihre Rückenmuskulatur reagiert einen Tick zu spät. Mit der Zeit reizt das die Nerven und macht Schmerzen. Die Muskeln kommen aus dem Takt, weil ihnen die Kraft fehlt.

Die Wissenschaftler kommen nun zum Schluss, dass zu wenig Bewegung die wichtigste Ursache von Rückenschmerzen ist. Denn dann fehlt die Kraft, und dies nicht nur im Rücken. Viele Rückenschmerzpatienten haben gar kein Kraftproblem in der Rückenmuskulatur, sondern vielmehr in der Bauchmuskulatur.

Tieferliegende Muskeln sind wichtig

Und auch wenn wir uns im Alltag gut bewegen, sogar sportlich sehr aktiv sind kann es sein, dass der Rücken schmerzt. Ein mögliche Ursache dafür können die tieferliegenden Muskeln im Bauch-, Rücken- und Gesässbereich sein. Diese Muskeln geben dem Rücken die notwendige Stabilität. Es kann sein, dass diese Muskeln mit der Zeit nicht mehr funktionieren. Sei es wegen einseitigen Dauerbelastungen oder wegen Bewegungsmangel an den modernen Arbeitsplätzen. Wenn diese Muskeln nicht aktiv sind, fehlt die Stabilität, das Zusammenspiel der Muskeln funktioniert nicht mehr. Da nützt auch ein antrainierter «Waschbrettbauch» nichts, der Rücken schmerzt

Physiotherapie kann helfen

In der Physiotherapie lernt der Rückenschmerzpatient, diese tieferliegenden Muskeln zu aktivieren. In kleinen behutsamen Schritten lernt er die Übungen, die er dann in den Alltag zu integrieren kann - so lange, bis die Muskeln wieder automatisch funktionieren und damit der Rücken wieder die notwendige Stabilität erlangt.

Das Überraschende am Training dieser kleinen Muskeln ist, dass man eigentlich wenig macht. Vielmehr versucht der Patient, tief und punktuell eine statische Spannung in den tiefen Muskeln zu erzeugen, ohne die oberflächliche Muskulatur miteinzubeziehen.

Verschiedene Geräte aktivieren die tieferliegenden Muskeln

  • Wackelbrett: Ob auf einem Profi-Gerät oder auf einer zusammen gelegten Wolldecke zuhause: Es ist wackelig und man kommt schnell aus dem Gleichgewicht. Allein die fehlende Stabilität und der Balanceakt trainieren die Tiefenmuskulatur.
  • Trampolin: Die wechselnden Beschleunigungskräfte beim Hüpfen fordern die kleinen Muskeln und stärken die Rumpfmuskulatur und die Wirbelsäule. Eine Studie der NASA hat ergeben, dass das Trampolintraining 68 Prozent mehr Muskeln aufbaut als das Laufen.
  • Schwung-Stab: Die Idee hier: Der elastische Stab muss durch Körperkraft in Schwingungen versetzt und dann gehalten werden. Die Vibrationen übertragen sich über die Hand bis in die Tiefenmuskulatur. Schwierig, aber ganz wichtig dabei ist es, über mehrere Sekunden die Haltung, die Spannung und den richtigen Rhythmus beizubehalten.
  • Bewegungsbad: Auch im Wasser werden die tiefer liegenden Muskeln intensiv trainiert. Der Auftrieb und vor allem der Widerstand erfordern verstärkt Muskelarbeit. Sobald mehrere Menschen im Wasser sind, werden Wellen und Strömungen ausgelöst. Diese treffen auf den Körper und bewirken eine Störung. Genau diese Störung reizt die Tiefenmuskulatur, denn der Körper muss sich ausbalancieren.

Meistgelesene Artikel