Vor bald zehn Jahren war es ein eigentlicher Boom. Ausgelöst durch den erfolgreichen Einsatz eines Defibrillators im Bundeshaus, wurden in der Schweiz im Rahmen verschiedener lokaler und regionaler Projekte ein paar Tausend dieser lebensrettenden Geräte an öffentlich zugänglichen Orten installiert. Doch die Erfahrung zeigt: Sie kommen kaum zum Einsatz, weil die Menschen immer noch Berührungsängste haben.
In Zürich wurde das Projekt «Strom fürs Leben» der Kardiologie des Unispitals Zürich stillschweigend begraben. 13 Defibrillatoren in der Zürcher Innenstadt wurden Ende 2014 demontiert, weil es in sechs Jahren keinen einzigen sinnvollen Einsatz gab.
Dabei ist der lebensrettende Einsatz von Defibrillatoren grundsätzlich unbestritten. Bei einem Herzstillstand respektive Kammerflimmern entscheiden wenige Minuten über Tod oder Leben. Da kann eine Ambulanz, die durchschnittlich zehn Minuten braucht, bereits zu spät kommen.
Verschiedene regionale und lokale Modelle
Sinnvoller ist das System der sogenannten «First Responder». Statt durch jedermann werden Defibrillatoren nur noch von ausgebildeten Personen eingesetzt. Im Kanton Zürich zum Beispiel sind Polizeiautos mit den Geräten ausgerüstet und die Polizisten entsprechend geschult. In Solothurn übernimmt die Feuerwehr die gleiche Aufgabe. In Davos sind die Busse mit Defibrillatoren ausgerüstet und die Buschauffeure entsprechend ausgebildet.
Im Kanton Schwyz hat der Herzarzt Alfredo Meniconi in Eigeninitiative 13 Säulen mit automatisierten externen Defibrillatoren (AEDs) aufgestellt. Dies bewusst nur an Orten, wo medizinisch geschultes Personal nahe ist (Arztpraxen, Apotheken).
Neben all den regionalen Projekten hat nur das Tessin ein kantonales System. Dieses kombiniert öffentlich zugängliche Defibrillatoren und First Responder. Neben allen Blaulichtorganisationen (Polizei, Feuerwehr, Militärpolizei, Grenzwacht) kann sich auch jeder Laie ausbilden und registrieren lassen. Rund 2000 Personen sind zur Zeit gemeldet.
Wer am nächsten ist, kümmert sich
Neu hat die Stiftung «Ticino Cuore» eine App entwickelt. Geht ein Notruf auf Telefon 144 ein, werden bei Verdacht auf Herzstillstand alle registrierten User alarmiert. Auf dem Smartphone zeigt die App dabei an, wo sich der Notfall ereignet hat und wo der nächste Defibrillator hängt.
Das Tessiner Modell ist erfolgreich. Jedes Jahr werden im Kanton 300 Menschen reanimiert, bei 75 davon kommt der Defibrillators zum Einsatz und rund 40 überleben. Das ist eine sehr hohe Überlebensquote.
Im Berner Oberland wird das Tessiner Modell übernommen.