Maske ja oder nein? Die Frage polarisiert, doch das Pendel schlägt immer deutlicher aus in Richtung Maskentragen in der Öffentlichkeit, beim Einkaufen oder im ÖV.
In Österreich gilt Maskenpflicht, in einer wachsenden Zahl Deutscher Bundesländer ebenfalls. Auch das angesehene Robert Koch Institut und das US-amerikanische Center for Disease Control and Prevention CDC haben ihre Empfehlungen angepasst.
Entsprechend einsam steht im Moment die Schweizer Regierung da, die weder das generelle Tragen von Masken empfiehlt, noch eine Maskentragepflicht aussprechen will.
Dass die wissenschaftliche Grundlage fürs Maskentragen in der symptomlosen Allgemeinbevölkerung dünn ist, sagen nur noch wenige Wissenschaftler. Der klinische Epidemiologie Peter Jüni tat es vor drei Wochen bei «Puls» umso nachdrücklicher.
«Die Leute sind auf der Suche nach Sicherheit. Die bietet ihnen die Maske scheinbar – und es wäre ja auch bequem, wenn das funktionieren würde, oder? Bloss tut es das so nicht. Es funktioniert nicht!» Für seine unverblümten Aussagen wurde er heftig angefeindet, aber an der wissenschaftlichen Ausgangslage hat sich für ihn seither nichts verändert.
Ein vielbeachteter Artikel im «British Medical Journal» hält nun bei der Interpretation der Studienlage dagegen. Neonatologe Manuel Schmid vom Universitätsspital Zürich hat den Artikel mitverfasst. Zwar gebe es keine Evidenz, dass das Tragen von Masken Erkrankungen mit Covid-19 verhindere, «aber die gibt es auch für viele andere Massnahmen nicht, die aktuell propagiert werden.»
Schmid schlägt vor, dass wir es deshalb wie mit dem Händewaschen halten. «Da wissen wir auch nicht genau, wie viel es hilft. Die Wahrscheinlichkeit, dass es schadet, ist aber extrem gering. Also let’s do it!»
Die neuste Übersicht zu den Masken hat der Epidemiologe Tom Jefferson von der University of Oxford veröffentlicht. Der langjährige Kenner der Frage zieht darin noch einen anderen Schluss aus der unsicheren wissenschaftlichen Datenlage: «Die einen schwören auf die Maske als Lösung für alles, die anderen sagen, sie schütze nicht gut. Wir sagen weder das eine noch das andere. Wir sagen: Wir können bis jetzt einfach keine guten Belege finden. Also lasst uns herausfinden, ob die Masken wirken. Jetzt ist die beste Zeit für grossangelegte Studien, um eine Antwort zu erhalten.»
Manuel Schmid findet diesen Ansatz unterstützenswert. Bloss: Was tun, bis die Ergebnisse einer solchen Studie vorliegen? Masken empfehlen oder nicht? «Meiner Auffassung nach können wir es uns nicht leisten, auf die Studienergebnisse zu warten, um eine Maskenempfehlung auszusprechen.»
Also Bahn frei für Masken in der Allgemeinheit zum Schutz der anderen? Kritiker Peter Jüni hat den Widerstand aufgegeben. «Wir haben im Moment eigentlich besseres zu tun, als diese Diskussion zu führen. Zum Beispiel herauszufinden, welche Medikamente nützen und welche nicht.»