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Ohren aus dem 3D-Drucker

US-Forschern ist es gelungen, mit Hilfe eines 3D-Druckverfahrens ein Ohr nachzubilden – aus menschlichen Zellen. Das Replikat steht optisch und funktional einem echten Ohr in nichts nach.

Jason Spector von der Cornell University scannte ein echtes menschliches Ohr ein. Dann liess er den Computer mittels bildbasierter Vermessung (Photogrammetry) das dreidimensionale Modell dazu errechnen. Das so entstandene Plastikgerüst wurde von einem speziellen 3D-Drucker ausgedruckt und mit einem Gel aus Kollagenzellen gefüllt. Nach dem Trocknen wurde das Plastikgerüst entfernt. «Das dauert ungefähr einen Tag», sagt der Forscher. Das Kollagen-Ohr kommt dann drei bis fünf Tage in eine Nährlösung und ist anschliessend bereit für die Transplantation.

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Diesen Schritt haben die Forscher bisher nur am Tiermodell erforscht. Dort behielt das künstliche Ohr auch nach drei Monaten seine Form. Die Kollagen-Zellen wurden sogar durch Knorpel-Zellen ersetzt – fertig war die neue Ohrmuschel. Das Kunst-Ohr bietet vor allem Menschen Hoffnung, die mit einer Ohrdeformation (zum Beispiel einer Mikrotie) geboren wurden. «Es könnte aber auch Menschen helfen, die durch einen Unfall oder durch Krebs Teile ihrer Hörmuschel eingebüsst haben», erklärt Spector. Bisher wurden Ohrprothesen aus einem styroporartigen Schaum oder aus Rippenknorpel des Betroffenen gefertigt. «Das ist allerdings eine grosse Herausforderung. Diese Ohren sehen oft nicht natürlich aus oder funktionieren schlecht», sagt der Forscher.

Mit der neuen Technik sei es nun möglich, individuelle Ohren zu formen, die zu ihrem Träger passen. Und nicht nur das: Für das Ohrmodell können auch eigens Zellen des Ohr-Empfängers gezüchtet werden, so dass das Implantat besser vertragen wird. Die Methode muss noch verschiedene Sicherheitstests und Zulassungsverfahren bestehen. Dann, so hoffen die Forscher, könnte in drei Jahren bereits der erste Mensch das erste Ohr aus dem Drucker angesetzt bekommen.

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