Verschreibt ein Arzt ein Antibiotikum, notiert er oft auch gleich noch probiotische Tabletten auf dem Rezept. Sie enthalten Michsäurebakterien (Laktobazillen) und Bifidus-Bakterien, die auch in speziellen Joghurts zu finden sind. Die Bakterien sollen verhindern, dass es als Nebenwirkung des Antibiotikums zu Durchfall kommt.
Viele ältere Studien sind zu einem positiven Ergebnis gelangt und sagen Probiotika einen über 50-prozentigen Schutz vor Durchfall bei einer Antibiotikatherapie nach.
Die Forschergruppe um Professor Stephen J. Allen von der Swansea University haben sich die Probiotika noch einmal vorgeknöpft, weil ihnen die bisherigen Forschungsergebnisse zu ungenau waren. Vielfach handelte es sich um sehr kleine und methodisch fehleranfällige Untersuchungen, die nicht zuletzt oft von den Herstellern selbst in Auftrag gegeben worden waren.
Probiotika-Gruppe mit Durchfall
In fünf Spitalern in England und Wales filterten die Wissenschaftler gut 3000 Patienten heraus, die über 65 Jahre alt waren und ein Antibiotikum oral oder intravenös bekamen oder bekommen sollten. Von ihnen erhielten 1470 Personen zu ihrem Antibiotikum auch Tabletten mit Probiotika (Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium bifidum und B. Lactis), die sie 21 Tage lang einnehmen mussten. 1471 Personen bekamen ein Placebo, das genau gleich aussah wie das Probiotikum.
In der Probiotika-Gruppe entwickelten 159 Patienten im Anschluss an die Antibiotikatherapie einen meist kurzen Durchfall. In der Placebo-Gruppe waren es mit 153 Erkrankungen sogar weniger. Bei der gefürchteten Durchfallerkrankung, ausgelöst durch Closteridium-difficile-Bakterien gab es in der Probiotika-Gruppe zwar weniger Fälle (12) gegenüber der Placebo-Gruppe (17 Fälle). Dieser Unterschied könnte aber auch zufällig bedingt sein und ist statistisch nicht signifikant.