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Psoriasis – Wenn sich die Haut ungesund schnell erneuert

Wer an Schuppenflechte leidet, erntet oft skeptische Blicke. Neue Biotech-Medikamente erzielen noch nie dagewesene Behandlungserfolge. Da diese Biologika aber sehr teuer und noch nicht langzeiterprobt sind, profitieren bisher nur ausgewählte Patienten von der vielversprechenden Therapie.

Psoriasis ist eine weltweit verbreitete, chronische Hautkrankheit. In der Schweiz schätzt man, dass gut zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sind – die meisten leicht bis mittelschwer.

Bei jedem zehnten Psoriatiker sind mehr als zehn Prozent der Hautoberfläche betroffen, man spricht dann von einer sehr schweren Psoriasis.

Experten-Chat

Die Schuppenflechte-Krankheit gilt bis heute als unheilbar. Es gibt lediglich Therapien, die den Verlauf günstig beeinflussen können. Betroffene werden häufig aus falscher Angst vor einer Ansteckung gemieden, was oft zu Abkapslung und damit zu psychischen Problemen führt.

Reize als Krankheits-Auslöser

Psoriasis ist genetisch bedingt. Allerdings wird nicht die Krankheit selbst, sondern «nur» die Veranlagung vererbt. Für den Ausbruch der Krankheit können dann verschiedene Faktoren verantwortlich sein.

Oft tritt eine Psoriasis nach einem akuten Infekt auf (Bronchitis, Zahnwurzeln, etc.). Aber auch Klimafaktoren, Jahreszeiten, physikalische Reize wie Druck (durch zu enge Kleidung zum Beispiel) oder Verletzungen (auch nach einer Operation schon belegt), hormonelle Umstellungen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre können Psoriasis auslösen.

Bekannte Auslöser sind auch psychische Probleme wie Stress oder gewisse Medikamente, etwa Betablocker, ACE-Hemmer.

Regelmässiger Alkoholgenuss und Rauchen verschlimmern die Psoriasis.

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Bei vielen Betroffenen tritt zusätzlich eine Nagelpsoriasis auf: Finger- und Zehennägel werden dicker oder verformen sich. Und etwa zehn Prozent der Psoriatiker leidet zusätzlich an Psoriasis-Arthritis.

Unkontrolliertes Wuchern

Die Haut besteht aus verschiedenen Schichten. Die Hornschicht – die äusserste Zellschicht der Oberhaut – besteht aus abgestorbenen Hautzellen. Beim Waschen oder durch das Reiben der Kleidung werden diese ständig abgerieben. Darum erneuert sich unsere Oberhaut laufend.

Die Erneuerung dauert beim gesunden Menschen 28 Tage, bei Menschen mit Psoriasis aber nur gerade vier bis sechs Tage! Die Folge: Die Haut verdickt und schuppt sich. Zudem sind Leder- und Oberhaut oft stark entzündet.

Ein Rezept für die richtige, allgemeingültige Behandlung gibt es nicht. Jeder Psoriatiker muss selbst ausprobieren, welches für ihn die beste Methode ist. Oft lindert auch eine Kombination verschiedener Behandlungen die Schuppenflechte.

Therapie-Optionen

Die Therapie folgt beim Dermatologen meistens einem klaren Muster. Bringt eine Behandlung keinen Nutzen schlägt der Spezialist die nächste Option vor.

  • Basis jeder Behandlung, auch in den erscheinungsfreien Phasen, sind eine rückfettende Hautpflege und das Vermeiden potenzieller Provokationsfaktoren. Entscheidend sind der richtige Fettgehalt und die Erhaltung des natürlichen Säureschutzmantels der Haut. Dazu werden alkalifreie Reinigungslotionen und rückfettende Duschöle verwendet. Bäder mit Öl- und Salzzusatz lösen Schuppen und dämpfen den Entzündungsprozess der Haut. Verwendet werden typischerweise Produkte mit Salizylsäure, Harnstoff, Vitamin D oder auch Kortison. Letzteres sollte wegen möglicher Nebenwirkungen, wie zum Beispiel der Hautverdünnung, nicht zu lang angewendet werden.
  • In einem nächsten Schritt oder in Kombination kann eine Lichttherapie Besserung bringen. Mit steigender Dosis wird der Körper dabei dreimal pro Woche mit UVB-Licht bestrahlt. Zu beachten sind dabei vorzeitige Hautalterung und ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs.
  • Alternativ berichten viele Psoriasis-Patienten von guten Erfolgen durch einen Ferien-Aufenthalt am Toten Meer oder im Hochgebirge. Häufig scheint die positive Wirkung aber bereits nach kurzer Zeit wieder nachzulassen.
  • Eine innerliche, systemische Therapie mit Tabletten kann ebenfalls bei einer ausgedehnten oder schweren Psoriasis in Frage kommen, vor allem wenn auch die Gelenke betroffen sind. Ein sorgfältiges Abwägen des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durch den Spezialisten ist wegen der möglichen Nebenwirkungen aber unumgänglich.

Biologicals

In den letzten Jahren haben viele stark betroffene Psoriasis-Patienten gute Erfahrungen mit den biotechnisch hergestellten Medikamenten gemacht, die viel direkter ins Immunsystem eingreifen. Teilweise berichten sie von kompletter Beschwerdefreiheit. Allerdings kann die Anfälligkeit für gewisse Infekte zunehmen und bei einem Teil der Patienten kommt es nach einigen Jahren zu einem noch nicht erklärbaren Wirkungsverlust.

Biologicals bekommt vorerst nur, wer eine sehr ausgeprägte Psoriasis mit mehr als zehn Prozent der Hautoberfläche hat, da die modernen Medikamente jährlich bis zu 20‘000 Franken kosten.

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