Selbst gehen zu können ist ein unermesslicher Zugewinn an Selbständigkeit. Deshalb trainieren Patienten nach Unfällen oder Erkrankungen mit Gehirnschädigungen auch so hart dafür, selbständig wieder ein Bein vor das andere setzen zu können. Roboter haben dabei in der Reha inzwischen ihren festen Platz. «Man weiss aus Tierversuchen und Versuchen an Menschen, was die wichtigen Trigger sind, die das Zentralnervensystem des Menschen stimulieren, damit der Patient selber das Gehen wieder lernt», sagt Gery Colombo, Erfinder des Lokomaten, ein spezielles Laufband-Trainingsgerät, das mittlerweile überall auf der Welt zu finden ist – und auch im Kinderspital in Zürich steht.
Hier trainiert auch der 17-jährige Michael. Er kam zu früh zur Welt. Ein Teil seines Gehirns hat dadurch Schaden genommen: Die Zerebralparase verhinderte bislang weitgehend, dass er sich auf zwei Beinen fortbewegen konnte. Nun, nach einer Operation an den Beinen und Hüften und viel Training soll das anders werden. Zweimal täglich schnallt er sich in den Lokomaten und legt dabei pro Training inzwischen fast zwei Kilometer zurück. Er ist durch eine Gurtkonstruktion fixiert, die einerseits verhindert, dass er fällt, die ihn aber andererseits auch leicht anhebt, damit die Beine nicht das volle Gewicht tragen müssen. Stützhilfen an Hüften und Beinen simulieren die Gehbewegung auf dem Laufband und zeigen so dem Hirn, wie Schritte funktionieren. Der Clou: Der Roboter gleicht ständig Daten ab und kann so feststellen, ob ein Patient Fortschritte macht und weniger Unterstützung braucht. So wird jede Trainingseinheit genau an den Status quo eines Patienten angepasst und die Hilfestellungen Schritt um Schritt reduziert. Michael jedenfalls trainiert gern mit dem Lokomaten und hat den Eindruck, dass ihm das eifrige Üben bereits einige Fortschritte beschert hat.
Erfolgreiches Unternehmen
Nicht immer war die Begeisterung für eine so technikbasierte Therapie gross. Als Gery Colombo in den 90er-Jahren an ersten Protoytpen des Lokomaten tüftelte, war das Interesse noch verhalten. Doch Colombo hatte besonders die Patienten im Blick, die beispielsweise nach Schlaganfällen oder unfallbedingten Querschnittlähmungen noch teilweise funktionierende Nervenverbindungen haben, die ein Gehtraining stimulieren kann. Inzwischen haben sich die Geräte jedoch durchgesetzt und sind weltweit in der Rehabilitation im Einsatz.