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Schlafmangel wirkt sich auf Gene aus

Wer zu wenig schläft, ist nicht nur müde, er gefährdet auch seine Gesundheit. Das zeigen in letzter Zeit immer mehr Studien. Forscher haben nun sogar nachgewiesen: Schlafmangel wirkt sich auf die Gene aus.

Übergewicht, Diabetes, Herzkreislaufkrankheiten, Konzentrationsschwierigkeiten und sogar ein früherer Tod – all das kann die Folge von zu wenig Schlaf sein. In einer im Fachmagazin PNAS erschienenen Studie zeigen britische und US-amerikanische Wissenschaftler nun einen möglichen Mechanismus dafür auf: Schlaf verändert nämlich die Aktivität menschlicher Gene.

Insgesamt werden über 700 Gene beeinflusst. «Es sind vor allem Gene, die eine Funktion im Stoffwechsel, bei Entzündungsprozessen, bei der Immunabwehr oder bei Stress haben», sagt ein Kenner der Materie: Christian Cajochen, Leiter der Abteilung Chronobiologie an der psychiatrischen Universitätsklinik Basel.

Kurzfristige Veränderung der Genaktivität

Für die Studie verbrachten 26 Versuchspersonen wiederholt zwölf Tage und Nächte am Stück im Schlaflabor – unter streng kontrollierten Bedingungen. In regelmässigen Abständen wurde ihnen Blut genommen und die Genaktivität gemessen. Dabei zeigte sich: Eine Woche mit etwas weniger als sechs Stunden Schlaf pro 24 Stunden reichte für einen nachweisbaren Effekt von Schlafmangel auf die Genaktivität. «Und zwar auf solche, die für grundlegende physiologische Prozesse beim Menschen sehr wichtig sind», sagt Cajochen.

Allerdings liessen sich diese Veränderungen in den Genen nach einer Woche mit genügend Schlaf wieder rückgängig machen. Trotzdem findet Christian Cajochen die Resultate alarmierend: «Es ist schon überraschend, dass es so wenig braucht, um einen Einfluss auf unsere Genaktivität zu sehen.»

Die meisten brauchen acht oder neun Stunden

Schlafmangel wirkt sich also sehr schnell auf den Körper aus – und zwar auch dann, wenn Menschen vielleicht gar nicht das Gefühl haben, zu wenig zu schlafen. Oder wenn sie behaupten, mit sechs oder weniger Stunden pro Nacht auszukommen. Dabei wisse man aus Studien, dass die Mehrheit der Menschen zwischen acht und neun Stunden Schlaf brauchen, sagt Christian Cajochen. «In grossen Umfragen konnte man zeigen, dass Leute mit einer solchen Schlafdauer auch eine höhere Lebenserwartung haben.»

Achtung bei chronischem Schlafmangel

Ob nun die Genveränderungen auch für die langfristigen negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Schlafmangels verantwortlich sind, ist noch unklar. Trotzdem warnt Christian Cajochen vor den Folgen chronischen Schlafmangels: «Viele Menschen schlafen nur sechs bis sieben Stunden. Dieses Problem wird meines Erachtens immer noch zu wenig berücksichtigt – weil es zum guten Ton gehört, dass man auch kurz schlafen kann.» Aber «kurz schlafen» kann – wie auch immer der Mechanismus dahinter aussieht – unter Umständen auch «kurz leben» heissen.

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