Nieren- oder Harnsteine sind feste Ablagerungen in der Niere, im Harnleiter oder in der Blase. Die Steine können so klein wie ein Reiskorn sein, einige erreichen aber die Grösse einer Baumnuss.
Oft bleiben die Nierensteine lange unentdeckt – kleine Steinchen bis fünf Millimeter Durchmesser können meistens spontan mit dem Urin beim Wasserlassen abgehen. Probleme und Schmerzen entstehen, wenn der Nierenstein so gross ist, dass er zum Beispiel zwischen Niere und Harnleiter stecken bleibt, oder wenn der Stein jahrelang in der Niere wächst und diese plötzliche fast ganz ausfüllt und den Urin staut. Nierenkoliken sind die Folge. Die Niere kann durch den Harnstau «vergiftet» werden, oder eine lebensbedrohliche Infektion kann entstehen. Der Stein muss dann operativ entfernt werden.
Entwarnung für den Rahmspinat
Die Ursache für die Entstehung von Harnsteinen ist noch nicht ganz geklärt, ihre Bildung wird aber durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Falsche Ernährungs- und Trinkgewohnheiten können die Entstehung von Steinen begünstigen. Aber auch Infektionen, Stoffwechselerkrankungen, Fehlbildungen der Niere und eine erbliche Vorbelastung können Schuld an einer höheren Konzentration an Spurenelementen im Urin sein. Sind nämlich gewisse Substanzen übermässig im Urin vorhanden, so kann es zum Auskristallisieren dieser Stoffe in der Niere kommen. Ein Nierenstein entsteht und wächst stetig weiter.
Die meisten Nierensteine sind Kalzium-Oxalat-Steine. Oxalsäure ist in Lebensmitteln wie Rhabarber, Spinat, Randen, Schwarztee, Kakao und Nüssen besonders reich enthalten. Werden grosse Mengen dieser Produkte gegessen, kann es zur Anhäufung von Oxalat im Urin kommen.
Entgegen früherer Annahmen haben neue Studien gezeigt, dass ein hoher Kalzium-Konsum die Steinbildung nicht zwingend begünstigt. Kalzium, zusammen mit Oxalat haltigen Lebensmitteln eingenommen, kann das Oxalat sogar neutralisieren. Rahmspinat kann also bedenkenlos gegessen werden.
Zentral ist aber immer eine reichliche Flüssigkeitszufuhr. Zwei bis drei Liter täglich werden empfohlen. Personen, die eine Tendenz zu Nierensteinen haben, reichern bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr die Nierenstein bildenden Substanzen im Urin an. Wer mehr trinkt, verdünnt den Urin automatisch.
Mehr Männer als Frauen betroffen
Jeder zehnte Schweizer bekommt im Lauf seines Lebens Nierensteine. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Rückfallquote ist mit 75 Prozent sehr hoch, deshalb raten die Ärzte oft zu einer Steinabklärung. Dabei wird einerseits die Zusammensetzung des Steins analysiert. Andererseits werden die Urinwerte des Patienten unter Normalbedingungen und während einer Diät gemessen und verglichen.
Das Resultat kann Anhaltspunkte geben, ob mit einer Ernährungsumstellung die Steinbildung reduziert werden kann. Liegt die Ursache in einer Stoffwechselerkrankung, kann diese behandelt werden.
So werden schmerzende Nierensteine behandelt
Oft treten Schmerzen ganz akut auf, wie wenn ein Schalter umgelegt worden wäre. Kleine Steine stecken dann meistens an einer Engstelle fest. Die Muskeln um den Harnleiter versuchen, den «Fremdkörper» durch Muskelkontraktion weiterzudrücken – was zu den kolikartigen Schmerzen führt.
Im Notfall werden Schmerzmittel und Mittel zur Entspannung der Harnleitermuskeln verabreicht, und mittels Ultraschall und/oder Röntgen werden Grösse, Lage und die Fortbewegung des Steins ermittelt. Bei kleinen Steinen, die spontan abgehen können, wird der Patient mit ausreichend Schmerzmitteln versorgt. Er muss den Stein dann einfach «ausstehen», bis er auf natürlichem Weg ausgeschieden ist. Das kann mehrere Stunden, aber auch Tage dauern.
Handelt es sich um einen grossen Stein muss operiert werden. Heute kennt man zwei gängige Verfahren.
- Bei der Stosswellen-Therapie wird der Stein mit Druckwellen beschossen und in kleinste Fragmente zerkleinert. Diese Trümmersteinchen werden dann von alleine über den Harnleiter ausgeschieden. Diese Methode eignet sich bei Steinen, die gut geortet werden können. Je nach Spital wird der Eingriff ambulant oder unter Vollnarkose durchgeführt.
- Die ureterorendoskopische Steinentfernung funktioniert endoskopisch. Der Spezialist führt ein starres aber flexibles, dünnes Rohr via Harnröhre und Blase in den Harnleiter ein und je nachdem bis zur Niere. Über diesen bildgebenden Arbeitskanal lassen sich unterschiedliche Werkzeuge zur Zertrümmerung und Entfernung der Harnsteine einführen. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass alle Bruchstücke sauber entfernt werden können und keine Reste zurückbleiben.