Die Nase läuft, man fühlt sich schlapp und fiebrig: Jeder kennt die Symptome einer ausgewachsenen Erkältung. Die meisten trifft es zumindest einmal im Jahr. Hausmittel und ein wenig Ruhe reichen in der Regel aus, bis der Infekt nach einigen Tagen ausgestanden ist. Das gilt jedoch nicht für alle Patienten: Bei einem bis fünf Prozent der Schweizer bleibt die Nase dauerhaft verstopft – sie leiden an einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), d.h. länger als acht Wochen oder häufiger als viermal im Jahr.
Ärzte versuchen es dann zunächst mit abschwellenden Nasensprays, doch die sollte man nicht länger als maximal eine Woche einsetzen, sonst drohen Gewöhnungs- oder Nebeneffekte. Helfen auch die Nasensprays nicht, versuchen Ärzte, die Erreger mit Antibiotika zu bekämpfen. Mit zweifelhaftem Erfolg: Anfang des Jahres erst hat eine Studie vermeldet, dass eine Sinusitis mit Antibiotika nicht schneller abklingt als ohne – selbst dann nicht, wenn die Entzündung tatsächlich durch Bakterien verursacht ist. Weder am dritten noch am zehnten Tag der Erkrankung ging es der Antibiotikagruppe spürbar besser als der Placebogruppe.
Selbst die Behandlungsrichtlinien sehen vor, Antibiotika nur in schweren Fällen einzusetzen. Daran halten sich viele Ärzte aber nicht – auch auf Druck ihrer Patienten. Dennoch: Ärzte beobachten, dass Antibiotika nicht nur gegen Bakterien hilfreich sind, sondern als überraschende Nebenwirkung auch abschwellend wirken.
Von Kortison zur Operation
Wenn die Entzündung chronisch wird, sollen kortisonhaltige Sprays das Leiden lindern. Gelingt das nicht, ist der letzte Ausweg die Operation der Nasennebenhöhlen. Manchmal sind anatomische Besonderheiten der Grund für die bleibende Verstopfung, verengte Nasenscheidewände zum Beispiel, oder Polypen, gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut, die chirurgisch behandelbar sind. Zudem verbessern die Chirurgen die Belüftung der Nasennebenhöhlen, indem sie die einzelnen Öffnungen der verschiedenen Nasennebenhöhlen wieder freilegen oder erweitern. Dadurch kann das Sekret wieder ungehindert abfliessen und die Infektion abklingen. Der Eingriff erfolgt meist endoskopisch und unter Vollnarkose.
Die Behandlung mittels Ballonkatheter statt einer OP konnte sich nicht durchsetzen: Ein kleiner eingefügter Ballon sollte sich an den verengten Stellen aufdehnen und die Engpässe so erweitern. Doch die sehr teure Methode brachte keinen besseren Erfolg. Egal mit welcher Methode: Die Probleme können sich zurückmelden, selbst wenn Patienten durch die Operation zunächst eine Besserung verspüren. Beispielsweise können sich wieder Polypen bilden, oder der Eingriff konnte die Wurzel des Übels nicht packen: Häufig liegen die Ursachen gar nicht direkt an Ort und Stelle, sondern eine Allergie oder sogar eine Migräne stecken hinter der verstopften Nase.
Vorsorgen statt dauerhaft leiden
Eine chronische Sinusitis lässt sich vermeiden, denn üblicherweise ist sie mit einer Erkältung verbunden, die nicht richtig auskuriert wird. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, kann man Folgendes tun:
- Richtig Nase putzen: einen Nasenflügel zuhalten, den anderen vorsichtig schnäuzen. Nie beide gleichzeitig! Dadurch kann das Nasensekret zurück in die Nebenhöhlen gedrückt werden. In den Ärmel oder ins Taschentuch niesen, aber nicht das Niesen unterdrücken.
- Zigaretten wegstecken: Rauchen strapaziert die Schleimhäute in Mund, Nase und Rachen. Sie sind dann nicht mehr so gut fähig, vor schädlichen Erregern zu schützen. Bei bereits laufenden Nasen gilt erst recht: Rauchstopp.
- Viel trinken, um die Austrocknung der Schleimhäute zu vermeiden.
- Regelmässig gründlich Händewaschen mit viel Wasser und Seife.
- Nasensprays: Sprays mit Salzlösung sind völlig unbedenklich und können zumindest zum Anfang bedenkenlos eingesetzt werden. Man sollte die Sprays jedoch nicht mit anderen teilen und die Fläschchen am Ende des Infekts entsorgen.
- Viel frisches Obst und Gemüse essen.
- Ausgiebig an der frischen Luft bewegen.
- Räume regelmässig und gut lüften.
Schleicht sich trotz aller Vorsichtsmassnahmen ein schwerwiegender Infekt ein, hilft nur Geduld und der Gang zum Arzt. Häufig verläuft die Krankheit in zwei Wellen: Zuerst mit den klassischen, starken Erkältungssymptomen und Fieber, dann folgt eine Besserung, und nach wenigen Tagen tritt nochmals eine Verschlechterung ein.
Ob es sich um eine Nebenhöhlenentzündung handelt, zeigt ein einfacher Test: Wer den Kopf vornüber beugt und dabei Druck oder sogar Schmerzen verspürt, hat sich wahrscheinlich eine Sinusitis zugezogen.