Die TIA – transitorische oder transiente ischämische Attacke – ist eine kurze Durchblutungsstörung einer Gehirnregion oder der Netzhaut durch einen kurzen Gefässverschluss.
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Im Prinzip geschieht dabei fast das Gleiche wie bei einem Schlaganfall, nur dass sich bei der Streifung das Blutgerinnsel schnell von selbst wieder auflöst, bevor es die Blutzufuhr so lange unterbricht, dass im Gehirn dauerhafte, schwere Schäden entstehen.
Hier genau liegt das Problem: Weil die Symptome wie Sprachstörungen, Taubheitsgefühle, Schwindel oder Koordinationsprobleme binnen Minuten, spätestens nach einem Tag von selbst wieder verschwinden, nehmen viele die Anzeichen nicht ernst genug. Und so landet mindestens jeder Vierte der geschätzten 3500 Betroffenen in der Schweiz erst gar nicht beim Experten.
Das ist heikel, denn nach einer Streifung erleidet unbehandelt bis zu jeder Fünfte innerhalb von drei Monaten einen schweren Hirnschlag, jeder Dritte irgendwann einmal. Besonders gefährlich sind die ersten zwei Tage nach dem Ereignis.
Ein Drittel der Patienten erlebt nach der ersten noch weitere TIAs, ein Drittel bleibt in Zukunft ganz von Streifungen verschont. Laut einer Untersuchung der Universität Oxford könnte bei einer guten TIA-Nachbetreuung in einer speziellen Schlaganfall-Station nachfolgende Schlaganfälle zu 80 Prozent vermieden werden.
Der Grund dafür, dass die Schlaganfallgefahr so hoch ist, liegt darin, dass das kleine Gerinnsel, das die TIA auslöste, oft nur ein kleiner Teil eines grösseren Gerinnsels ist, das sich schliesslich komplett lösen und dann verheerende Schäden im Gehirn anrichten kann. Vielfach liegt das Problem in verengten Gefässen der Halsschlagader. Häufig sind auch Herzrhythmusstörungen wie ein Vorhofflimmern der Ursprung des Übels, der Blutpfropfen Richtung Gehirn passieren liess.
Diagnose via Spurensuche
Verspürt ein Patient TIA-Symptome bei sich und lässt sich tatsächlich direkt beim Neurologen untersuchen, beginnt die Suche. Am besten erfolgt diese in einer spezialisierten Schlaganfall-Station (Stroke Center oder Stroke Unit), denn die Streifung kann sichtbare kleinste Spuren im Gehirn hinterlassen, muss aber nicht. Das Blutgerinnsel selbst lässt sich meist nicht mehr aufspüren, weil es inzwischen zerfallen ist und das Blut wieder normal zirkulieren kann. Wichtig sind Aufnahmen des Gehirns im MRI und CT, daneben ein genauer Gefässultraschall der Nackenarterien, um Engstellen aufzuspüren. Hinzu kommt ein EKG, das Herzrhythmusstörungen aufdecken kann. Auch Blutdruck-, Blut- und Urinuntersuchungen dienen der Diagnosestellung.
Zur Sicherheit erhalten die meisten Patienten blutverdünnende Medikamente, um weitere Gefässverschlüsse zu verhindern. Hinzu kommen je nach Ausgangslage blutdrucksenkende Medikamente oder Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen sowie Cholesterinsenker.
Finden sich beim Ultraschall stark verengte Gefässe, müssen diese chirurgisch geweitet werden, um neue Blockaden zu verhindern. Auch dem Lebensstil kommt eine wichtige Rolle zu: Rauchstopp, Gewichtsabnahme, weniger Stress, mehr Bewegung, und eine gute Ernährung drücken das Risiko zusätzlich.
Gefährdet für eine TIA sind vor allem Menschen zwischen 60 und 70 Jahren, sowie Patienten mit Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten. Auch Raucher und Übergewichtige, Zuckerkranke und Menschen, die bereits eine TIA erlitten haben, haben eine erhöhte Gefahr.