Langsam kehrt Schritt für Schritt etwas Normalität zurück. Doch mit den Lockerungen kommen neue Unsicherheiten hinzu:
Ist etwa ein Bad im Gemeinschaftspool gefährlich? Dürfen sich Risikopersonen wieder in die Öffentlichkeit wagen? Sind Lehrer im Präsenzunterricht gefährdet, sich mit dem Coronavirus zu infizieren? Sollen sich Grosseltern nun mit ihren Enkelkindern treffen oder nicht? Solche und weitere Fragen beschäftigen Zuschauer und Zuschauerinnen der Sendung «Puls».
Risiken einschätzen und persönliche Entscheidungen treffen – das Forschungsgebiet von Psychologin Katrin Fischer. Sie weiss: Verschiedene Faktoren erschweren die Entscheidungsfindung.
Faktor: Unwissenheit
Medizin sei keine exakte Wissenschaft, gibt selbst der BAG-Delegierte Daniel Koch zu bedenken. Die Behörden kommunizieren offen: Vieles über das Coronavirus weiss man noch nicht. «Wir haben sehr unterschiedliche und zum Teil auch widersprüchliche Informationen – auch von Experten», sagt Katrin Fischer. «Das ist ein Faktor, der Angst und Unsicherheit erzeugt oder verstärkt.»
Faktor: schwerwiegende Konsequenzen
Auch was im schlimmsten Fall blühen kann, hat Einfluss auf Entscheidungen. «Wir wissen, das Virus kann zum Tod führen», so Katrin Fischer «Wir sehen die Intensivstation, wir sehen die Beatmungsgeräte. Das erzeugt Angst.» Hinter diesen Bildern trete die Statistik, dass 80 Prozent aller Fälle mild verlaufen, in den Hintergrund.
Faktor: Fehlende Kontrolle
«Wenn jemand Flugangst hat, kann er einfach vermeiden zu fliegen», sagt Katrin Fischer. «Dieser Gefahr sind wir ausgesetzt.» Denn jeder muss einmal auf die Strasse, einkaufen gehen, oder vielleicht sogar den Bus benutzen.
Trotz diesen Umständen ist es laut der Psychologin Katrin Fischer möglich, die konkrete Situation für sich einzuschätzen: «Wenn ich mich Frage: Darf ich noch ÖV fahren oder darf ich die Enkelkinder sehen –manchmal hilft eine gewisse Selbstdistanzierung.» Das heisst: «Man überlegt sich, was ich einer Person raten würde, die sich in derselben Situation befindet.»