Durchfall, Fieber und Hautausschläge sind die häufigsten unliebsamen Ferien-Souvenirs. Meistens stecken relativ harmlose Infektionen dahinter, die von selbst ausheilen oder leicht behandelbar sind. Wer allerdings aus tropischen Regionen mit Krankheitssymptomen nach Hause kommt, sollte schnell zum Arzt. Sie können immer auch Zeichen einer gefährlichen Tropenkrankheit sein – zum Beispiel Malaria.
Malaria
Direkt zum Arzt sollte, wer mit Fieber aus den Ferien kommt oder nach der Rückkehr Fieber bekommt – speziell, wenn das Urlaubsziel in einem Malariagebiet lag. Dann sollte man in den ersten 24 Stunden nach Ausbruch des Fiebers den Arzt aufsuchen.
In der Schweiz erkranken jährlich rund 200 Menschen an Malaria. Meist macht sie sich innerhalb des ersten Monats nach der Ansteckung durch einen Mückenstich bemerkbar. Es kann aber auch bis zu drei Monate bis zum ersten Symptom dauern. So lange sollte man nach Ferienende bei jedem Fieber an einen möglichen Malariaausbruch denken. Gerade für Kinder ist das wichtig.
Dengue-Fieber
Um das 30-Fache zugenommen hat in den letzten 50 Jahren das Dengue-Fieber. Bereits 36 Prozent der Weltbevölkerung lebt in Risikogebieten. Im ersten Halbjahr 2013 wurden dem Bundesamt für Gesundheit 75 Fälle gemeldet. Alle Personen hatten sich während Reisen in betroffenen Gebieten angesteckt. Ein geeigneter Mückenschutz ist in den Risikoregionen unabdingbar, da es keine Impfung gibt.
Das Dengue-Fieber ist eine virale Erkrankung, die durch tagaktive, infizierte Aedes-Stechmücken übertragen wird. Das Fieber tritt meist innerhalb einer Woche (selten bis 14 Tage) nach dem Stich auf. In rund 90 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung mild mit erkältungsähnlichen Symptomen. Bei den restlichen zehn Prozent treten zu Beginn akut hohes Fieber, begleitet von Schüttelfrost sowie Kopf- und Gliederschmerzen auf. Nach drei bis vier Tagen kann sich ein Hautausschlag zeigen, der sich mit Ausnahme des Gesichts über den ganzen Körper verteilt. Das Dengue-Fieber heilt in der Regel nach zehn Tagen spontan ab.
Durchfall
Bei Durchfall ohne Bauchkrämpfe oder Fieber kann ein paar Tage zugewartet werden, ob er von selbst abklingt. Kommen allerdings Bauchkrämpfe und Fieber hinzu, ist der Gang zum Tropenarzt empfehlenswert, da diverse Ursachen in Frage kommen. Erst durch Stuhl- und Blutuntersuchungen lässt sich eine klare Diagnose stellen und auch wirkungsvoll behandeln.
Hautausschläge
Hautausschläge sind für erfahrene Tropenmediziner am einfachsten zu diagnostizieren. Sie sind oftmals lästig und können extrem jucken, sind aber meist harmlos und lassen sich gut behandeln.
Den Verlauf von Ausschlägen kann man ein paar Tage lang beobachten. Meist heilen die Ausschläge von selbst. Falls nicht, ist immer noch genügend Zeit, zum Arzt zu gehen. Auch der häufig auftretende Befall mit dem Hautmaulwurf (Larva migrans catanea) ist eher unangenehm denn gefährlich.
«Puls» hat Dr. Sabine Schmid von der reisemedizinischen Beratung Safetravel.ch zu folgenden Szenarien befragt:
«Puls»: Vor einer Woche bin ich aus Ferien in Norwegen zurückgekommen. Nun plagen mich Grippesymptome und Fieber. Gilt auch bei Europareisen, wie eben nach Tropenreisen, dass man bei Fieber sofort zum Tropenarzt sollte?
Dr. Sabine Schmid: Fieber nach Ferien in Europa ist kein Notfall, ausser es bestehen weitere Symptome, wie zum Beispiel Nackensteifigkeit.
Ich reise im Oktober für zwei Wochen nach Indonesien und verbringe auf einer Insel Tauchferien. Empfehlen Sie für «nur» zwei Wochen eine Malariaprophylaxe oder reicht das Notfallpaket?
Die Länge des Aufenthalts in einem Malariagebiet ist nicht ausschlaggebend für die Entscheidung für oder gegen eine Einnahme von Malariamedikamenten. Ausschlaggebend sind bis zu einem gewissen Grad der vorherrschende Malariatyp und vor allem die Malariahäufigkeit. Die Einnahme einer Prophylaxe wird empfohlen, wenn das Risiko, eine Malaria zu bekommen, deutlich höher ist als Nebenwirkungen des verwendeten Medikamentes. Entsprechend wird auf eine Prophylaxe verzichtet, wenn das Risiko für Nebenwirkungen höher ist als das Risiko, sich mit Malaria zu infizieren. In diesem Fall reicht das Notfallpaket mit genauen Instruktionen zum Gebrauch.
Letztes Jahr habe ich eine Indienrundreise gemacht. Seither plagen mich unregelmässig Durchfallschübe. Kann das an der Indienreise liegen? Und wann muss man mit Durchfall zum Arzt?
Bei blutigem Durchfall oder Durchfall mit Fieber darf kein Imodium genommen werden und es sollte ein Arzt aufgesucht werden. Chronische Durchfälle mit einer Dauer über 30 Tage sollten von einem Arzt abgeklärt werden.
Viele Krankheiten werden durch Mückenstiche übertragen. Was empfehlen Sie als Mückenschutz und muss ich mich am Tag und in der Nacht einsprühen?
Malariamücken sind nachts unterwegs, während andere Krankheiten wie Denguefieber am Tag übertragen werden. Bei einem Aufenthalt im Freien schützt man sich mit DEET-haltigen Mückensprays, die auf der exponierten Haut aufgesprayt und eingerieben werden. Bei Bedarf, also sobald die Mücken wieder stechen, sollte wiederholt gesprayt werden. Generell sind helle Kleider empfehlenswert, die vor oder während der Reise mit einem Insektizid behandelt werden. In Malariagebieten sollte unbedingt ein Moskitonetz verwendet werden, sofern keine Klimaanlage vorhanden ist.
Im Herbst plane ich eine Reise nach Lateinamerika. Mein Impfstatus ist ziemlich sicher nicht mehr à jour. Wann muss ich spätestens mit den Impfabklärungen beginnen?
Ideal ist eine Arztkonsultation etwa vier bis sechs Wochen vor der Abreise.
In der Schweiz habe ich mich gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die von Zecken übertragen wird, impfen lassen. Nun reise ich bald in die Türkei, wo es ja auch ein Zecken-Virus gibt. Bin ich gegen dieses auch geschützt?
Die Impfung gegen FSME wirkt nur gegen das FSME-Virus und das RSSE-Virus, das in Russland bis nach Sibirien vorkommt. Gegen alle anderen durch Zecken übertragbaren Krankheitserreger ist die Impfung wirkungslos, wie zum Beispiel gegen Borreliose, afrikanisches Zeckenbissfieber oder Krim-Kongo-Hämorrhagisches Fieber in der Türkei. Generell nützt ein Zeckenschutz durch Kleider: lange Hosen, Socken über die Hosen.
In letzter Zeit liest man öfters von an Denguefieber Erkrankten. Wo kommt Denguefieber hauptsächlich vor und wie kann ich mich schützen?
Denguefieber kommt weltweit in den Tropen und Subtropen vor. Die Überträgermücke ist tagaktiv. Ein Mückenspray 15 Minuten nach der Sonnencreme auf den exponierten Hautstellen aufgesprüht bringt einen Schutz für wenige Stunden. Bei fieberhaften Erkrankungen in Gebieten mit Denguefieber sollte ein Paracetamol gegen Fieber oder Schmerzen eingenommen werden und auf Aspirin oder Alcacyl wegen der Blut verdünnenden Wirkung verzichtet werden.
Ich habe eine Indienreise gebucht. Nun wurde mir zur Tollwutimpfung geraten. In der Schweiz ist das kein Thema, wieso also in Indien?
Höhlen mit grosser Fledermauspopulation bergen ein gewisses Risiko für Tollwut, weil das Virus durch den Staub eingeatmet werden könnte. In Indien sind aber vor allem die streunenden Hunde, Affen und weitere Säugetiere Tollwutüberträger. Diese landlebenden Säugetiere übertragen das tödliche Virus durch Bisse oder Kratzer. Bei einer Verletzung dieser Art muss die Wunde sofort mit Wasser und Seife für zehn bis 15 Minuten ausgewaschen werden und anschliessend braucht es Impfungen. Bei vorgängigem Impfen reduziert sich der Aufwand der Behandlung vor Ort nach einem Biss. Eine Impfung vor der Reise wird empfohlen für Gebiete, Reisen oder Tätigkeiten mit grossem Tollwutrisiko oder auch für Gebiete, wo die Versorgung nach einer Exposition nicht gewährleistet ist.
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Bild 1 von 17. Das ist eine Kriebelmücke. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 17. Die Stiche der Kriebelmücke können sich stark entzünden. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 17. Ein Hautmaulwurf (Larva migrans) ist in den Fuss eingedrungen. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 17. Die Leishmaniose verursacht solche Hautgeschwüre. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 17. Zwei Wochen später – die Leishmaniose klingt nur langsam ab. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 17. Die Leishmanien sehen unter dem Mikroskop nicht sehr spektakulär aus. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 17. Hier haben Bettwanzen zugestochen. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 17. Aufgelesen während einer Übernachtung in der Jugendherberge. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 17. Das sind Malaria-Erreger. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 17. Die Malaria wird von Anopheles-Mücken übertragen. Die Mücken übertragen dabei den Erreger Plasmodium. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 17. Quallen gehören zu den Nesseltieren. Der Kontakt mit ihnen kann sehr schmerzhaft sein. Bildquelle: SRF.
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Bild 12 von 17. Solche Wunden nach Quallenkontakt unbedingt mit Meerwasser oder Essig spülen. Eis- oder Essig-Wickel können die Schmerzen solcher Wunden stillen helfen. Bildquelle: SRF.
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Bild 13 von 17. Manche Seeigelstacheln enthalten Gift. Bildquelle: SRF.
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Bild 14 von 17. Schmerzhaft ist der Kontakt mit den Tieren allemal, die abgebrochenen Seeigelstacheln können zu eitrigen Entzündungen führen. Bildquelle: SRF.
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Bild 15 von 17. Amöben sind Auslöser von Durchfall-Erkrankungen. Herrschen schlechte hygienische Bedingungen kann man sie mit dem Essen auflesen. Bildquelle: SRF.
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Bild 16 von 17. Sandflöhe (Tunga penetrans) lauern im Sand auf Barfussläufer. Dieser hat sich bereits in die Haut gebohrt und hat Eier gelegt. Bildquelle: SRF.
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Bild 17 von 17. Der Floh ernährt sich parasitisch vom Blut verschiedener Säugetiere. Bildquelle: SRF.