Die gleiche Leistung zu einem tieferen Preis erhalten: Möglich im Gesundheitswesen mit dem Einsatz von Generika – in der Schweiz aber viel zu selten der Fall.
Gut 1,8 Millionen Generika-Einheiten werden jährlich verkauft. Was nach viel klingt, ist im Vergleich zum gesamten Medikamentenumsatz eher bescheiden. Denn nur 22 Prozent aller verkauften Medikamente sind Generika.
Im europäischen Umfeld rangiert die Schweiz damit klar unter den Schlusslichtern. Ein Vergleich: Nachbarland Deutschland ist mit 81 Prozent Generikum-Einsatz der klare Spitzenreiter.
Recherchen der Gesundheitssendung «Puls» zeigen, dass sich diese 22 Prozent mit konsequenterem Generika-Einsatz zwar leicht steigern lassen würden. Die 81 Prozent des Nachbarlandes sind aber kein Thema. Denn in der Schweiz gibt es schlichtweg nicht die gleiche Anzahl Generika-Präparate wie in Deutschland. Hierzulande fehlen fast 200 Wirkstoffe als Generikum.
Zu kleiner Markt, zu wenig Anreize
Auf Nachfrage bei Intergenerika, dem Interessenverband der Generika-Hersteller, wird schnell klar, weshalb: «Der Schweizer Markt ist für Nischenprodukte zu klein. Wir können also nicht für alle Wirkstoffe ein Generikum entwickeln, weil es sich ökonomisch nicht lohnt», sagt Geschäftsführer Axel Müller. «Wenn der Gesetzgeber das wollte, müsste er andere Anreize schaffen.»
Strenge Auflagen trotz Revision
Doch der Gesetzgeber behindert mit diversen Auflagen die Förderung von Generika: Ist ein Medikament in der EU zugelassen, wird es nicht automatisch in der Schweiz anerkannt. Mit der Revision des neuen Heilmittelgesetzes, welches ab Januar 2019 in Kraft tritt, soll sich die Zulassung eines solchen Generikum-Antrages vereinfachen.
Das BAG schreibt auf Anfrage von «Puls»: «Ab Januar 2019 kann sich Swissmedic in Zukunft noch stärker auf die Zulassungsunterlagen ausländischer Behörden abstützen – vorausgesetzt, diese sind vollständig und es gibt im Ausland keine Qualitäts- oder Sicherheitsprobleme mit diesen Medikamenten.»
Nichtsdestotrotz: Es ist immer noch eine eigene Zulassung für die «kleine» Schweiz nötig. Ein grosser Hemmschuh für Generikafirmen.
Ein weiterer Punkt, den Andreas Schiesser, Leiter Tarife bei Curafutura kritisiert: die Packungsgrössen. «Ein Generikum muss alle Packungsgrössen anbieten wie das Original, damit es überhaupt zugelassen wird.» Somit müssen auch Packungen hergestellt werden, die sich nicht rechnen.
Hilfe bei der Generikasuche
Zudem: «Für jeden Landesteil muss eine eigene Spezialpackung gemacht werden. Also eine auf Französisch, eine auf Deutsch, eine auf Italienisch», so der Versicherungsfachmann. «Das verkompliziert natürlich die Einführung eines Generikums.» Eine einfache Lösung wäre der unveränderte Import aus dem Ausland. Doch dies ist vom Gesetzgeber nicht vorgesehen.