«Puls»-Versuchskaninchen Sarah Allemann hat sich mehrere Liter durch den Darm pumpen lassen. Der Moment des Einführens ist zwar durchaus unangenehm - das ganze Drumherum aber lässt einen das schnell vergessen.
Ziel der Colon-Hydro-Therapie ist laut Anbietern eine Entschlackung. Bei der Spülung würden alte Kot-Ablagerungen ausgespült, die sich oft jahrelang in Darmtaschen ansammeln würden, sagen die Anbieter der Methode. Sie gehen davon aus, dass durch schlechte Ernährung das Gleichgewicht der Bakterien im Darm durcheinandergerate. Eine Darmspülung könne die Darmflora positiv beeinflussen und den Darm sanieren. Zudem würde das Darmgewebe durch den Sauerstoff profitieren und regelrecht trainiert. Dies stärke das Immunsystem.
Colon-Hydro-Therapie wird bei den unterschiedlichsten Beschwerden empfohlen: Nicht nur bei Verstopfungen und anderen Darmbeschwerden soll sie helfen, sondern auch zu einem schöneren Hautbild führen, Kopfschmerzen und Migräne bekämpfen und sogar bei Depressionen wirken.
Mediziner sind grösstenteils skeptisch
«In der wissenschaftlichen Medizin wenden wir Einläufe nur an, um den Darm vor Operationen und Untersuchungen zu entleeren. Oder bei schwerer Verstopfung, wenn es nicht anders geht», sagt Michael Fried, Professor und Facharzt für Innere Medizin und Magen-Darm-Krankheiten. Allerdings gebe es günstigere und angenehmere Abführmittel als eine Colon-Hydro-Therapie, die je nach Anbieter rund 150 Franken kostet.
Die von «Puls» angefragten Gastroenterologen halten die Colon-Hydro-Therapie bestenfalls für eine Wellness-Anwendung. «Dass es manchen Leuten hilft, bezweifle ich nicht. Aber dies ist ein typischer Placebo-Effekt», meint Michael Fried. Dass Einläufe zur Therapie von Krankheiten angeboten werden, hält er für unseriös. «Es gibt absolut keine wissenschaftliche Grundlage für die Colon-Hydro-Therapie - für jeden, der den Darm kennt und operiert, ist es überhaupt nicht einsehbar, wie das Prinzip funktionieren soll.»
Es sei nicht der Fall, dass sich in Darmtaschen Stuhl-Ablagerungen über Jahre ansammeln. Es sei auch nicht wahr, dass sich die Darmflora durch Spülungen mit Wasser beeinflussen lassen oder dass sich der Darm trainieren liesse. Zudem sei nicht belegt, dass sich das Immunsystem über die Bakterien im Darm beeinflussen lasse. «Es gibt keine nachweisbaren positiven Effekte», resümiert Fried.
Eine gefährliche Methode?
Vielmehr sei es nicht ganz ungefährlich, Wasser in den Darm zu pumpen, sagt der Direktor der Klinik für Gastroenterologie am Zürcher Unispital. Es nennt dokumentierte Fälle von Perforationen, Becken-Abszessen oder Luft-Embolien im Kreislaufsystem der Leber.
Regula Blumer von der «Interessengemeinschaft Colon-Hydro Therapie Schweiz» weist darauf hin, dass Einläufe eine seit Jahrtausenden bekannte medizinische Anwendung sind. Der IG Colon-Hydro Therapie Schweiz sind keine schwerwiegenden Fälle von Nebenwirkungen aus der Schweiz bekannt.
Hydro-Therapien werden von der Grundversicherung nicht übernommen, sind aber teilweise in Zusatzversicherungen für Alternativmedizin enthalten.