Rund 30 Prozent der Frauen leiden während ihrer Periode regelmässig unter starken Schmerzen durch Krämpfe in der Gebärmutter: Besonders häufig sind Bauch- und Rückenweh; aber auch Gliederschmerzen, Migräne, Erbrechen und Fieber kommen vor. Zu unterscheiden sind primäre und sekundäre Regelschmerzen. Letztere haben meist eine organische Ursache, wie zum Beispiel Endometriose.
Primäre Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) beginnen mit der einsetzenden Blutung. Ausgelöst wird der Schmerz durch Prostaglandin. Das Gewebshormon wird während der Periode in der Gebärmutterschleimhaut gebildet. Es bewirkt, dass sich die Gebärmuttermuskulatur bei der Abstossung der Gebärmutterschleimhaut zusammenzieht.
Medikamentöse Behandlung primärer Regelschmerzen:
- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen hemmen die Prostaglandin-Bildung. Sie sollten eingenommen werden, bevor die Schmerzen einsetzen.
- Pille/Spirale: Falls Schmerzmittel nicht wirken, kommt die Anti-Baby-Pille zum Zug. Die «Pille» hemmt den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und reduziert damit das Gewebe, das Prostaglandine bildet. Denselben Effekt hat die Hormonspirale.
- Alternativ-Medizin: z.B. Phytotherapie (Tees), Akupunktur, Entspannungsübungen/Yoga, Wärme (Kirschsteinsäckchen)
Neuer Ansatz: Vibrierender Tampon
Diesen Frühling kommt ein Spezial-Tampon auf den Schweizer Markt, der primäre Regelschmerzen durch Vibration lindern soll. Das Prinzip: Im Tampon steckt ein kleiner Motor. Sobald erste Schmerzen auftreten, wird der Tampon eingeführt. Einmal angestellt, beginnt der Spezialtampon für 60 Minuten zu vibrieren. Das soll im Idealfall genügen, um die Schmerzen während der ganzen Menstruationsdauer einzudämmen. Nach einer Stunde stellt die Vibration automatisch ab. Der ganze Tampon samt Motor kommt in den Abfall, eine Batterie ist separat zu entsorgen.
Laut Hersteller soll der Vibrations-Tampon gegen Regelschmerzen «mindestens so gut wirken» wie das Schmerzmittel Ibuprofen. Die Aussage stützt sich auf eine erste amerikanische Untersuchung sowie auf Erfahrungsberichte von Frauen, die das Produkt gratis testen konnten. Die Ergebnisse einer laufenden Studie an der Basler Universitäts-Frauenklinik sind noch offen.
Als mögliche Wirkmechanismen nennen Fachleute: Entspannung, Eindämmung der Prostaglandine, oder Unterdrückung der Schmerzleitung durch die Vibration.
Vor- und Nachteile des Vibrationstampons
Als Vorteile nennen Anwenderinnen: Schmerzlinderung, Alternative zu Schmerzmitteln
Als Nachteile werden angeführt:
- Ungewohnte Anwendung, die teilweise als unangenehm empfunden wird
- Ökologie: Wegwerfartikel mit Batterie, der leicht im WC landet
- Hoher Preis für ein Einwegprodukt (Fr. 24.90)
- Idee schon 25 Jahre alt
Das neue Medizinalprodukt heisst «Tamia». Produziert wird der Spezialtampon vom einheimischen Tampon-Hersteller Ruggli Medical AG. Zu beziehen ist es im Fachhandel, bei Gynäkologen, oder im Internet.
Die Idee, Regelschmerzen durch Vibration zu lindern, stammt von einem Amerikaner namens Steve Kilgore. Er entwickelte 1987 für seine unter starken Regelschmerzen leidende Frau einen vibrierenden Tampon. 1997 patentierte Kilgore seine Erfindung und gründete eine Firma. Nach dem Tod des Erfinders nahmen die Eigentümer mit dem Schweizer Tampon-Hersteller Ruggli Kontakt auf. 2008 wurde die Firma Vipon gegründet, um einen vibrierenden Tampon gegen Menstruationsschmerzen herstellen zu lassen und zu vermarkten.