Wenn fehlende Zähne ersetzt werden müssen, sind Zahnimplantate heute die Methode der Wahl. Dabei wird eine Schraube, die meistens aus Titan besteht, in den Kieferknochen eingesetzt. Die Schraube dient als künstliche Zahnwurzel. Sitzt sie fest und ist die Wunde gut verheilt, kommt auf sie ein prothetischer Zahnersatz, der die Zahnlücke schliesst.
Experten-Chat
Die Methode ist beliebt. Jährlich werden in der Schweiz laut Schätzung der Implantat Stiftung Schweiz rund 80'000 Zahnimplantate eingesetzt. Doch die Implantate sind heikler als lange Zeit gedacht.
Aktuelle Studien gehen davon aus, dass sich bei jedem zehnten Implantat nach fünf bis zehn Jahren rund um die Schraube bakterielle Entzündungsherde im Zahnfleisch bilden. Die Bakterien siedeln sich auf der Implantat-Schraube an und bilden dort einen Biofilm. So geschützt vor dem körpereigenen Immunsystem vermehren sie sich und greifen Zahnfleisch und Knochen an.
Eine Periimplantitis bereitet meist keine Schmerzen. Es besteht deshalb die Gefahr, dass sie unbemerkt weit voranschreitet, bis der Zahnfleisch- und Knochenabbau schliesslich dazu führen kann, dass die Implantat-Schraube sichtbar wird und im Extremfall das ganze Implantat ersetzt werden muss.
Langwierige Therapie
Die folgende Therapie gestaltet sich aufwändig. Häufig muss der Zahnarzt das entzündete Gewebe entfernen und die Implantat-Oberfläche von den Bakterien befreien. Eventuell ist zusätzlich sogar ein Knochenaufbau erforderlich. Obwohl heute verschiedene Verfahren wie beispielsweise Ultraschall, Titanbürsten, Laser oder eine Art Sandstrahler zur Entfernung der Bakterien eingesetzt werden, sind die Fachleute mit den Ergebnissen nur bedingt zufrieden. Studien zeigen denn auch, dass bei jedem fünften Patienten nach dem Eingriff die Periimplantitis erneut auftritt.
Die Experten betonen deshalb, wie wichtig es sei, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Schliesslich wisse man heute, dass richtige Pflege und eine gute zahnärztliche Überwachung die Periimplantitis verhindern kann. Dazu gehören nebst regelmässigem Zähneputzen und dem Einsatz spezieller Zahnseide mindestens ein, besser zwei jährliche Kontrollbesuche beim Zahnarzt, um Zahnfleischentzündungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. So lässt sich eine Ausbreitung der Bakterien vom Zahnfleisch auf das Implantat rechtzeitig stoppen.
Parodontitis spricht gegen ein Zahnimplantat
Heute ist bekannt, dass Patienten, die im Vorfeld einer Implantation bereits an einer besonders aggressiven Form von bakterieller Zahnfleischentzündung, der Parodontitis, litten, ein erhöhtes Risiko haben, auch mit ihrem Implantat Probleme zu bekommen.
Andere Risikofaktoren sind starkes Rauchen oder falsche Technik beim Implantieren. Wenn die Implantate beispielsweise zu eng nebeneinander gesetzt werden, können die Zahnzwischenräume nur ungenügend geputzt werden. Wird die Zahnkrone mit Zement auf der Implantatschraube fixiert, besteht die Gefahr, dass Zementüberschüsse nur ungenügend entfernt werden können. Auf der rauen Oberfläche der Zementüberschüsse siedeln sich dann gerne die Bakterien an, die mit der Zeit zu Periimplantitis führen.