Gen-Analysen um herauszufinden, welche Nahrungsmittel man am besten verträgt oder um zu erfahren, zu welchen Krankheiten man neigt: So kann man sich optimal auf eine möglichst gesunde Zukunft vorbereiten. Keine Zukunftsmusik – mit solchen Versprechungen preisen Ärzte und Firmen ihre Dienste beim Blick in die DNA an.
Dabei geht es nicht darum, die immense Datenflut des persönlichen Erbguts bis ins letzte aufzuschlüsseln. Vielmehr werden gezielt krank machende Gene (Erbgutabschnitte) gesucht und Abschnitte, die mit einer bestimmten Krankheit verbunden sind, sogenannte Biomarker. So werden dann die Prognosen gestellt.
Allerdings sind die geschürten Erwartungen auch so noch sehr hoch, denn nur in wenigen Fällen kann eine direkte Line zwischen Genen und Krankheit gezogen werden. Gerade bei den «grossen Killern» wie z.B. vielen Krebserkrankungen ist heute noch vieles unklar. Immerhin haben sich die Möglichkeiten der DNA-Analyse in den letzten Jahren aber vervielfacht und sollen weiterhin immer genauer werden.
Der Schlüssel liegt in den Unterschieden
Hintergrund ist der Fortschritt in der Entschlüsselung der DNA. Mehr als 99 Prozent des Erbgutes sind bei allen Menschen identisch. Im verbleibenden Prozent liegen die Unterschiede: Es bewirkt, dass wir - neben vielen anderen Merkmalen - unterschiedliche Grössen, Haar- und Augenfarben und Fähigkeiten aufweisen. Das eine Prozent macht uns zum Individuum - auch bei unseren Krankheiten.
Doch die Suche ist schwierig. Wenn das ganze menschliche Genom (Summe der ganzen Erbsubstanz) sequenziert ist, liegen immerhin sechs Milliarden Basenteile zum Untersuch vor …
Wahrscheinlichkeit ist keine Sicherheit
Hinzu kommt, dass die Resultate einer DNA-Analyse als Wahrscheinlichkeit und nicht als effektives Eintreten zu interpretieren sind. Während sich bei vielem die Frage nach dem Nutzen des neu gewonnenen Wissens aufdrängt («Wahrscheinlichkeit für Rheuma: 17,1 Prozent.» Na und?), kann ein Nachweis von Medikamentenunverträglichkeiten durchaus wertvoll sein. Und wenn das Ergebnis ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs ergibt, kann das durchaus der entscheidende Anstoss zum Rauchstopp sein – Gewissheit, nicht daran zu erkranken, gibt das aber auch nicht.
Wer sich heute in seine Gene schauen lässt, darf nicht auf konkrete Aussagen über seine Gesundheit und abschliessende Weisungen für sein künftiges Verhalten hoffen. Gar nicht empfehlenswert sind die allgemeinen Gentests für Menschen, die sich schnell um ihre Gesundheit ängstigen. Sinnvoll sind die Gentests hingegen, wenn sie der Suche nach spezifischen (evtl. familiär bekannten) genetischen Erkrankungen oder dem Arzt für vorbesprochene klare Indikationen dienen.
Summa summarum steckt die DNA-Diagnostik derzeit noch in den Kinderschuhen. Viele Experten sind aber überzeugt, dass sie in Zukunft eine gewichtige Rolle in der Medizin einnehmen wird – Stichwort «personalisierte Medizin». Wie weit wir von deren breiter Anwendung jedoch noch entfernt sind, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
Das ist DNA
In der DNA (engl. Desoxyribo-Nucleic-Acid) ist die gesamte Erbinformation lebender Zellen und Organismen enthalten. Die Erbinformation teilt den Zellen mit, wie sie auszusehen haben, was sie tun müssen, um am Leben zu bleiben und wie sie aus einer einzigen Eizelle ein komplettes Lebewesen entstehen lassen können.
DNA sieht wie eine um sich selbst gedrehte Strickleiter aus. Die «Holme» der Leiter bestehen aus Zuckermolekülen, die «Sprossen» aus den Basen Adenin, Thymidin, Cytosin und Guanin (A,T, C und G). Um eine Sprosse zu bilden, geht jeweils ein A mit einem T und ein G mit einem C zusammen. Es sind also immer zwei Basen, die sich gegenseitig ergänzen. Bei der Zellteilung wird die Leiter auseinandergewickelt und gespalten. Weil der anschliessende Aufbau der Sprossen so klar ist, lässt sie sich reproduzieren.