Die Butter störe sie am Mailänderli-Rezept eigentlich nicht, sagt Bettina Wölnerhanssen. Sie ist Ärztin und forscht seit mehr als zehn Jahren zu Ernährung und Übergewicht. «Butter ist ein gutes, schmackhaftes Fett und macht satt», sagt sie. Und: Butter – insbesondere von Weidekühen – enthalte gesunde Fettsäuren. Es seien vielmehr der Zucker und das Weissmehl, die sie aus gesundheitlicher Sicht am Mailänderli-Rezept stören. Denn beide Zutaten erhöhen den Blutzuckerspiegel. Und ein hoher Blutzuckerspiegel könne die Gefässe schädigen. Ausserdem habe ein regelmässiger erhöhter Zuckerkonsum vielfältige Folgen für diverse Organsysteme und könne beispielsweise zu Karies, Übergewicht, einer Fettleber und Diabetes führen.
Täglich vier grosse Guetzli
Die WHO empfiehlt: Maximal zehn Prozent der täglichen Nahrung soll aus Zucker bestehen. Nimmt man täglich 2000 Kilokalorien zu sich, entspricht das 50 Gramm Zucker pro Tag. Das sind etwa 14 Würfelzucker. Wenn man möchte, kann man sich beim Guetzliessen an diesem Wert orientieren.
Ein grosses Mailänderli enthält etwa 13 Gramm Zucker. Davon könnte man also knapp vier Guetzli essen – vorausgesetzt, man nimmt sonst keinen Zucker zu sich. Der aktuelle Forschungsstand zeige jedoch, dass man so wenig Zucker wie möglich essen sollte. Die Ernährungsforscherin Bettina Wölnerhanssen betont, dass Zucker ein Genussmittel und für eine ausgewogene Ernährung nicht notwendig sei.
Gesündere Guetzli – weniger Geschmack
Auf die Frage, wie man den Mailänderli-Teig gesünder machen könne, antwortet Wölnerhanssen: «Vielleicht wäre es sinnvoller, die Mailänderli zu konsumieren, aber in geringen Mengen und nur saisonal. Dann muss man sich diese Frage gar nicht stellen». Wenn man denn unbedingt wolle, könne man den Zucker aber durch Birkenzucker ersetzen.
Auch sei es möglich, mit Vollkorn- anstelle von Weissmehl zu backen. Der Gesundheitsgewinn wäre dabei im Vergleich zu den geschmacklichen Einbussen aber gering, fügt Bettina Wölnerhanssen an. Lieber solle man wenige richtige Mailänderli essen und dafür den Rest des Jahres über eine gesunde Ernährungsroutine aufrechterhalten. Dazu gehört, möglichst vielfältig und bunt zu essen, die Mahlzeiten selbst zuzubereiten und mit frischen Lebensmitteln zu kochen.
Es geht nicht darum, jeden Tag bei allem, was man isst, zu überlegen: Ist das jetzt gesund oder weniger gesund?
Die Guetzlifrage schliesst Bettina Wölnerhanssen mit den Worten ab: «Es geht nicht darum, jeden Tag bei allem, was man isst, zu überlegen: Ist das jetzt gesund oder weniger gesund?». Wenn man über die Festtage ein paar Guetzli esse, dann sei das kein Problem. Wichtig sei nur, dass man die Guetzli bewusst esse und geniesse.