Alles spricht von der Klimaerwärmung. Einen richtigen Erwärmungsschub stellte man besonders Ende 1980er-Jahre fest. Die Durchschnittstemperaturen stiegen in jener Zeit sprunghaft an. Doch in den letzten 20 Jahren wurden die Schweizer Winter insgesamt wieder kühler. Besonders ausgeprägt in den Schweizer Bergen über 1600 Meter über Meer: Dort sanken die Durchschnittstemperaturen im Winter um 2,4 Grad.
«Das ist eine signifikante Abkühlung», erklärt Stephan Bader vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie ( MeteoSchweiz), «seit Anfang der 90er-Jahre stellen wir in den Gebirgsregionen einen Abwärtstrend fest. Heute sind wir wieder ungefähr im gleichen Bereich wie vor dem Temperatursprung Ende der 80er-Jahre.»
Die Ursachen sind laut einer aktuellen Studie von MeteoSchweiz Änderungen in der Häufigkeit von Warmluft- und Kaltluftwetterlagen. Letztere überwogen zunehmend und entsprechend kälter waren die Winter. Was diese Verschiebung verursacht hat, wird von verschiedenen Klimatologen noch untersucht.
Fernwirkungen in der globalen Wetterküche
Einen Erklärungsversuch präsentierten Klimaforscher des deutschen Alfred-Wegener-Instituts. Kältere Winter, so die Fachleute, gebe es nicht trotz Klimaerwärmung, sondern gerade wegen ihr. Die Ursache für die Abkühlung in West- und Mitteleuropa sehen sie in der fernen Arktis: Der Temperaturunterschied zwischen der kalten Arktis und den warmen Tropen verursache Westwinde, die im Winter eher mildere Luft zu uns bringen.
Doch weil sich die Arktis wegen der Klimawandel-bedingten Meereis-Schmelze erwärmt hat, sei dieser Temperaturunterschied kleiner geworden – und so auch der milde Westwind-Einfluss in Europa. So konnten sich Ostwinde durchsetzen, aus skandinavischen und russischen Hochdruckgebieten. Und die bringen zunehmend Kaltluft aus Osteuropa zu uns. Die Folge: kalte und lang anhalte Winter.
Soweit der Erklärungsversuch, der von Fachleuten noch diskutiert wird. Sicher ist: Die Winter sind über die vergangenen 20 Jahre gesehen vor allem in den Schweizer Bergen deutlich kälter geworden. Und es hat dort unterdessen wieder durchschnittlich so viel Schnee wie einst vor 35 Jahren.