Moore gibt es auf allen Kontinenten, doch steigende Temperaturen, Entwässerung durch Siedlungsbau oder Landwirtschaft, Brandrodung und fortschreitender Torfabbau trocknen die Moore weltweit aus und zerstören sie.
Besonders Hochmoore, die nur vom Regen gespeist werden und dieses Wasser wie ein Schwamm speichern können, sind akut gefährdet.
Die Zerstörung der Moore
Von den weltweit 500 Millionen Hektar Moorland sind bereits heute zehn Prozent unwiederbringlich vernichtet; jährlich wird rund eine halbe Million Hektar zusätzlich zerstört. In der EU ist etwa die Hälfte aller existierenden Moore verschwunden. Das hat fatale Folgen.
Fatale Folgen fürs Klima
Moore machen zwar nur drei Prozent aller Landflächen aus, doch sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff in ihrer Biomasse wie alle Wälder der Erde zusammen. Trocknen diese Moore aus, setzen sie riesige Mengen an Treibhausgasen frei (siehe Kasten).
Rund vier Prozent aller durch den Menschen verursachten Treibhausgase werden heute von ausgetrockneten Mooren ausgestossen, dabei machen sie weniger als 0.5 Prozent der weltweiten Landfläche aus. So werden sie vom Klimaschützer zum Klimakiller.
Schweiz: Problem Torf-Import
Bekannt ist das Problem schon lange: Seit 1987 sind Hochmoore in der Schweiz geschützt, ebenso ist der Torfabbau seither verboten. Doch Torf wird noch immer importiert: Jährlich kommen geschätzt 500'000 Kubikmeter Torf in die Schweiz – für die Produktion von Gemüse und Beeren, aber auch Zier- und Zimmerpflanzen.
Seit 2012 fördert die Schweiz den Torfausstieg, doch noch immer werde zu viel Torf verwendet, so die aktuelle Analyse des Bundes. Damit trägt auch die Schweiz zur Zerstörung der Moore im Ausland bei. Am meisten Torf wird im Baltikum und in Deutschland abgebaut.
«Super-Moose» als Torf-Ersatz
Wissenschaftler des deutschen Moor Centrums Greifswald setzen nun auf schnellwachsende Torf-Moose, um Moore wieder zu renaturieren, aber auch wirtschaftlich zu nutzen. Torf-Moose gedeihen äusserst gut auf Hochmooren, sie sind spezialisiert auf den extremen Lebensraum im Wasser und ihr Anbau könnte sich im grossen Stil lohnen. Als Ersatz für Torf.
Solche «Super-Moose» könnte man wie einen dünnen Rasenteppich von der Oberfläche des Moors abernten. Der Vorteil: Weil nur eine dünne Schicht abgetragen wird, wachsen diese Moose wieder nach und können alle drei bis fünf Jahre wieder geerntet werden. Aber sie müssen schnell wachsen, damit sich die Nutzung wirtschaftlich lohnt.
Doch es gibt Herausforderungen: Einerseits muss man trockene Moore aktiv wieder vernässen, um sie zu retten – mit Wasser aus Bächen oder Flüsssen, da Regen alleine nicht reicht. Vernässung setzt anfangs aber klimaschädliches Lachgas frei, das mit der wachsenden torfbildenden Pflanzendecke wieder auf ein natürliches Niveau sinkt.
Andererseits ist das Wasser aus Bächen oder Flüssen für die «Super-Moose» viel zu nährstoffreich. Es braucht also zusätzliche Pflanzen, die diese Nährstoffe erst filtern, damit die Moose optimal gedeihen können: Erste Versuche mit Schilf und Rohrkolben zeigen Erfolge.
Das Vorgehen ist komplex. Aber alleine in Deutschland stünden laut Experten 100'000 Hektar Moor für Super-Moose zur Verfügung. Ein grosses Potenzial für Torf-Ersatz, der auch in der Schweiz genutzt werden könnte.