In verschiedenen Staaten im Südosten Afrikas fällt seit Monaten kaum Regen. Die Regierungen in Namibia, Simbabwe, Sambia oder Malawi haben wegen anhaltender Dürre den Ausnahmezustand ausgerufen. Auch Teile von Angola, Moçambique oder Botswana leiden unter der ungewöhnlich langen Trockenheit.
Gleichzeitig regnete es in ostafrikanischen Ländern wie Kenia und Tansania so heftig, dass mehrere Hundert Menschen wegen Überschwemmungen ihr Leben verloren.
Kompliziertes Zusammenspiel
Diese extremen Wetterereignisse verursacht zum Teil das Klimaphänomen El Niño.
El Niño ist Teil eines komplizierten Zusammenspiels von Erdatmosphäre und Meeresströmungen, das alle paar Jahre im äquatorialen Pazifik auftritt. Als Folge davon durchmischt sich das Wasser zwischen der peruanischen Küste im Osten und den Inseln Südostasiens im Westen schlechter. Es sammelt sich warmes Wasser vor der Peru und kälteres Wasser vor Indonesien
Wichtiger Wettermotor
Diese Verschiebungen in der Wassertemperatur verändern auch das Wetter über dem äquatorialen Pazifik: Warme, feuchte Luft steigt nicht wie gewohnt über Indonesien auf, sondern mitten im Pazifik. Dadurch verschiebt sich auch das viel grossräumigere Muster, das beeinflusst, wo es regnet oder eben nicht.
Zum Beispiel beeinflussen die veränderten Meeresströmungen im Pazifik auch den Indischen Ozean vor der Ostküste Afrikas. El Niño kann dort zur Folge haben, dass es vermehrt über dem Meer regnet und der Niederschlag an Land fehlt – was zu Trockenperioden oder Dürren führt.
Auch das Wetter auf dem indischen Subkontinent oder in Brasilien kann teils stark durch El Niño beeinflusst werden. El Niño wird darum auch als einer der wichtigsten Wettermotoren unseres Planeten bezeichnet.
El Niño und die Klimaerwärmung
Das Klimaphänomen El Niño ist vermutlich sehr alt. Genauere Daten zu seinen Auswirkungen gibt es seit gut 150 Jahren. Grundsätzlich führt das Phänomen vorübergehend zu höheren Temperaturen an vielen Orten auf der Erde.
Seit den 1970er-Jahren steigt die durchschnittliche Oberflächen-Temperatur der Erde aufgrund des menschgemachten Klimawandels sukzessive an. Vor diesem Hintergrund bedeutet das, dass El Niño-Jahre oftmals besonders heisse Jahre sind. So war 2023 etwa das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Wettermessungen.
El Niño und La Niña
Die aktuelle El Niño-Phase erreichte im Dezember 2023 ihren Höhepunkt und zählt zu den fünf intensivsten, die in den vergangenen Jahrzehnten beobachtet wurden. Sie scheint jetzt langsam zu enden. Auf ein so intensives El Niño-Phänomen folgt oft La Niña.
La Niña zeigt sich vielerorts mit genau den umgekehrten Wetterereignissen wie El Niño und führt zu einer globalen Abkühlung. Wie auch El Niño dauern La Niña-Phasen in etwa ein Jahr. Die Prognosen dafür, wann und wie intensiv es zu einer La Niña-Phase kommen könnte, sind jedoch mit viel Unsicherheit belastet. Trotz viel Forschung sind beide Phänomene bis heute nicht restlos geklärt.
Aber in einem sind sich Meteorologen und Klimaforscherinnen einig: Die steigenden Temperaturen der Klimaerwärmung kann auch eine abkühlende La Niña-Phase nicht ausgleichen.