Ob zur Fussballweltmeisterschaft nach Doha, an die Klimakonferenz nach Dubai oder zum WEF nach Davos – wer es sich leisten konnte, nahm kurz den Business-Jet.
Wie eine in der Fachzeitschrift «Communications Earth & Environment» publizierte
Studie
zeigt, sind es sogar relativ viele Leute, die zu solchen internationalen Grossanlässen nicht mit einem gewöhnlichen Linienflug fliegen oder andere, klimafreundlichere Verkehrsmittel nutzen. Das hat Folgen für das Klima.
Der FIFA World Cup 2022 in Katar etwa, war mit 1846 Business-Jet-Flügen verbunden, die insgesamt zu 14'700 Tonnen CO₂ führten.
Der Business-Jet ist pro Person gerechnet sehr energieintensiv, wird aber nur von 0.003 Prozent der Weltbevölkerung genutzt.
Dennoch haben die Autoren der Studie jetzt die Flugdaten von über 18 Millionen Business-Jet-Flügen aus den Jahren 2019 bis 2023 analysiert. Sie machten daraus eine Hochrechnung für die CO₂-Emissionen jedes Fluges anhand des angegebenen Treibstoffverbrauchs der verschiedenen Flugzeugmodelle, kombiniert mit der Route und Dauer der Reise.
Anstieg um 46 Prozent
Ergebnis: Die zusammengerechneten Emissionen im Jahr 2023 betrugen etwa 15.6 Millionen Tonnen CO₂, was im Vergleich zu 2019 einem Anstieg der Emissionen aus dem Business-Jet-Verkehr um 46 Prozent entspricht und knapp zwei Prozent der Gesamtemissionen der kommerziellen Luftfahrt im Jahr 2023 ausmacht.
Die Autoren betonen aber, dass es aufgrund der Methoden zu gewissen Ungenauigkeiten komme.
Zudem weisen die drei Studienautoren um den Schweden Stefan Gössling von der Linnaeus Universität in Kalmar darauf hin, dass einige Personen, die regelmässig einen Business-Jet benutzen, in einem Jahr fast fünfhundertmal mehr CO₂ pro Person ausstossen würden als im Durchschnitt andere. Auffällig ist auch, dass fast die Hälfte aller untersuchten Flüge für Kurzstrecken unter 500 Kilometer genutzt werden.
«Wir wissen, dass in der Schweiz vor allem während der Pandemie die kommerzielle Luftfahrt mehrheitlich zum Erliegen kam und viele Personen plötzlich einen Business-Jet gebucht haben», so Umweltexperte Theo Rindlisbacher vom Bundesamt für Luftfahrt. Bekannt sei auch, dass diese Leute aufgrund ihres Lebensstils generell einen hohen ökologischen Fussabdruck hätten.
Insbesondere die Schweiz im Visier
Wenn man sich etwa anschaue, wie häufig in St. Moritz nur eine Person in ein Flugzeug steige, sei dies äusserst bedenklich und sorge häufig für Kopfschütteln, so Rindlisbacher. Die Anzahl der Reisenden pro Business-Jet sei in der Studie leider nicht untersucht worden, kritisiert er. Doch diese Daten würden global auch nicht erfasst werden.
Dennoch haben die Studienautoren insbesondere die Schweiz mit ins Visier genommen. Denn sie besetzt auf dem weltweiten Ranking beim Vergleich mit der höchsten Anzahl an Business-Jets im Land den siebten Platz und umgerechnet auf 100'000 Einwohner und Einwohnerinnen sogar mit knapp vier Flugzeugtypen dieser Art den dritten Platz.
«Eine solche Liste spiegelt den wirtschaftlichen Wohlstand eines Landes wider», sagt Rindlisbacher. Denn bei uns habe es grosse Unternehmen wie Google, aber auch mehrere Pharmafirmen und viele international tätige Organisationen.
Gesamthaft gesehen kämen aber weiterhin rund 98 Prozent der CO₂-Emissionen aus der kommerziellen Passagier- und Frachtluftfahrt und die Business-Jet-Fliegerei spiele somit eine untergeordnete Rolle.