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Die Zukunft der KI Lässt sich Künstliche Intelligenz regulieren?

Wird die KI bald schlauer als wir, oder ist sie hoffnungslos gehypt? Die Entwicklung richtig einzuschätzen, ist gar nicht so einfach.

Für die einen ist Künstliche Intelligenz die Antwort auf drängende globale Probleme, für die anderen eine existenzielle Bedrohung. Während die Technik rasant voranschreitet, ringen Staaten um angemessene Regulierungen. Ein Gespräch mit Tech-Journalistin Eva Wolfangel über Chancen, Risiken und den schmalen Grat zwischen Innovation und Kontrolle.

Eva Wolfangel

Journalistin und Autorin

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Eva Wolfangel ist seit 2010 Fachjournalistin im Bereich KI und Cybersecurity. Sie ist Autorin des Buches «Ein falscher Klick» und publiziert regelmässig unter anderem über den hybriden Krieg Russlands gegen Europa.

SRF Wissen: KI wird extrem unterschiedlich bewertet, auch von Experten. Was heisst das für die staatliche Regulierung von KI?

Eva Wolfangel: Die Technik entwickelt sich rasant, und niemand kann definitiv sagen, wohin die Reise geht. Deshalb müssen Gesetzgeber entscheiden, welche Gefahren sie aktuell und künftig für relevant halten, ohne definitive Antworten zu haben. Zudem wollen sie natürlich die eigene Wirtschaft und Innovation nicht zu sehr ausbremsen mit allzu strenger Regulierung.

Welche Länder haben bereits KI-Gesetze verabschiedet?

Die ersten Länder, die eine umfassende KI-Regulierung verabschiedet haben, sind die EU-Länder und China. Beide gelten als relativ streng. Sie verlangen unter anderem Transparenz in Bezug auf die Trainingsdaten künstlicher Intelligenz. Ausserdem müssen Anbieter von KI-Systemen den Output ihrer Modelle in gewissen rechtlichen Schranken halten: In der EU geht es dabei unter anderem darum, rassistische und sexistische Ausgaben zu vermeiden. In China muss die Zensur durchgesetzt werden.

Geht das, einer KI Zensur beizubringen?

KI-Systeme gelten als Blackbox: Niemand kann im Detail sagen, was in ihnen vorgeht und wie sie ihre Entscheidungen treffen. Deshalb lässt sich ihr Output auch nicht robust vorhersagen. Immer wieder gelingt es Sicherheitsforschern zum Beispiel, Chatbots so zu manipulieren, dass sie Anleitungen zum Bombenbau oder zur Herstellung von Biowaffen ausgeben. Es ist nicht möglich, solch «verbotene» Outputs hundertprozentig zu verhindern. Das heisst auch: Wenn China Zensur wirksam durchsetzen will, muss es die KI ziemlich stark einschränken.

Welchen Weg wählt die Schweiz?

Die Schweiz will der EU zunächst nicht folgen, wohl aus Sorge, dass zu viel Regulierung Wirtschaft und Innovationen ausbremsen könnte. Sie will sich lediglich an ein Übereinkommen des Europarates anlehnen: Der Bundesrat setzt auf eine prinzipienbasierte Regulierung, die vor allem Grundrechte schützt. Alle potenziell weniger tiefgreifenden Folgen von KI-Systemen sollen von Fall zu Fall beurteilt werden.

Schadet eine zu strenge Regulierung der Wirtschaft und der Innovation?

Gute Frage. Einerseits müssen die Unternehmen in der EU recht hohe Auflagen erfüllen, andererseits gibt es für kleinere Unternehmen wie Start-ups im Bereich generativer KI weniger strenge Pflichten. Zudem kann die EU-Regulierung auch zu besonders robuster und fairer KI führen – das kann auch ein Verkaufsargument sein. Aber natürlich ist es zunächst einfacher, in einem nicht- oder wenig regulierten Markt neue Produkte auf den Markt zu bringen.

Das Gespräch führte Katharina Bochsler.

Wissenschaftsmagazin, 27.02.2025, 5:33 Uhr ; 

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