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Tropische Ameisen schützen sich mit dunkler Hautfarbe vor der gefährlichen UV-Strahlung
Aus Wissenschaftsmagazin vom 06.04.2019.
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Erstaunliche Entdeckung Die Regenwald-Ameisen und der Sonnencreme-Effekt

Je heisser eine Region, desto heller sind die dort lebenden Insekten gewöhnlich. Jetzt hat eine Ökologin bei Ameisen auf Borneo das Gegenteil entdeckt.

Ein Spezial-Katapult und ein Kletterseil: Das genügt der Ökologin Stephanie Law, um sich bis ins Kronendach des Regenwaldes auf Borneo hinaufzuhangeln.

Die Tropenbäume ragen dort bis zu 60 Meter in den Himmel. Tom Bishop verfolgt die waghalsigen Kletteraktionen seiner Kollegin lieber vom Boden aus. «Ich hätte da viel zu viel Angst», gesteht der Forscher.

Im Dachgeschoss des Regenwaldes

Nur gut, dass die junge Doktorandin von der Universität Liverpool keine Höhenangst kennt. Denn dadurch war es ihr möglich, tropische Ameisen bis ins Dachgeschoss des Regenwaldes zu verfolgen – und neue Facetten über das Leben der erstaunlichen Tiere zu erfahren.

Eine Frau mit Helm auf einem Baum.
Legende: Wirkt selber so klein wie eine Ameise auf dem grossen Baum: Stephanie Law erforscht Ameisen in luftiger Höhe. Stephanie Law

Nicht nur, dass die Ökologin «schrecklich viele Arten» auf und unter den Riesenbäumen antraf, wie sie sagt. Nämlich 222. Sie machte auch eine erstaunliche Entdeckung: Je höher das Stockwerk, in dem die Ameisen leben, desto dunkler ihre Cuticula, ihre Körperhülle.

Im und auf dem Waldboden tummeln sich eher hellhäutige Ameisen, das Kronendach dagegen wird von den dunklen dominiert. Festmachen konnten Stephanie Law das am Gehalt des schwarzen Farbpigments Melanin in der Cuticula der Tiere.

Gefahr von Hitzekollaps

Doch warum ist das so? Melanin heizt sich schnell auf, und in den Baumwipfeln ist es ohnehin viel wärmer als am schattigen Waldboden.

«Mittags können die Temperaturen dort 16, 17 oder 18 Grad höher sein», sagt Law. Droht dann nicht gerade dunklen Ameisen der Hitzekollaps?

Tim Bishop verweist zudem auf einen Widerspruch zu sonstigen Gesetzmässigkeiten der Thermoregulation von wechselwarmen Tieren: «Je kälter die Region, desto dunkler die Insekten und im Besonderen auch Ameisen.»

Schutz vor schädlichem UV-B-Licht

Denn dann sei ein Pigment wie Melanin, das viel Sonnenlicht absorbiere, sehr nützlich. «Was Stephanie Law im Regenwald von Borneo entdeckt hat, ist das genaue Gegenteil!»

Die Dunklen in der Sonne und die Blassen im Schatten – offenbar hat das mit einer weiteren Funktion von Melanin zu tun. Das Pigment schützt auch vor dem schädlichen UV-B-Licht der Sonne, wie Stephanie Law sagt: «Die meisten Leute werden wissen, dass unsere Haut ebenfalls Melanin enthält und sie dadurch bräunt, wenn wir ein Sonnenbad nehmen.»

Im Kronendach des Regenwaldes sei die UV-B-Strahlung sehr hoch. «Wir vermuten, dass die Ameisen in den Baumwipfeln deshalb dunkler sind.»

Neue Farbenlehre der Ameisen

Ganz ähnliche Befunden liegen laut Tom Bishop inzwischen von Ameisen in einer heissen Gebirgsregion Zentralaustraliens vor. Auch sie seien nicht hell-, sondern dunkelhäutig: «In diesen Fällen gibt es eine Abwägung zwischen der thermischen und der UV-B-Schutzwirkung von Melanin. Wo die UV-Belastung sehr hoch ist, scheint die Sonnencreme-Wirkung wichtiger zu sein.»

Veröffentlicht ist die neue Farbenlehre der Ameisen auf Borneo noch nicht. Stephanie Law schreibt zuerst noch ihre Doktorarbeit. Erst danach will sie wieder mit Katapult und Kletterseil in den Urwald ziehen.

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