Die wachsende Bevölkerung Afrikas treibt immer mehr Tiere aus ihren angestammten Lebensräumen. Elefanten fliehen vor Dürreperioden und müssen auf der Suche nach Futterplätzen oft kilometerweite Distanzen zurücklegen. Strassenwege werden zum fatalen Hindernis für die Dickhäuter. In Kenia wurden deshalb Unterführungen gebaut, die die Nationalparks verbinden, damit die Elefanten wieder die futterreicheren Plätze in den Bergen erreichen.
Auch die Berggorillas leiden unter dem schwindenden Lebensraum: Sie gelangen immer näher an menschlich besiedelte Gebiete. Das ist problematisch, weil ihr Immunsystem wenig resistent gegen menschliche Bakterien ist. Ausserdem werden die Gorillas Opfer von Wilderern. Helfen sollen intensive Beobachtung und Pflege der Tiere. Massnahmen, die bereits erste Früchte tragen: Die in den letzten Jahren drastisch zurückgegangenen Berggorilla-Bestände steigen wieder.
Je wärmer das Klima, desto mehr Weibchen
Eine weitere Bedrohung für die Tiere ist die Klimaerwärmung. Ein Opfer sind die grünen Meeresschildkröten. Sie vergraben ihre Eier im Sand an Land. Das Geschlecht der Brut wird durch die Temperatur des Sandes bestimmt. Nimmt die Erderwärmung zu, schlüpfen vermehrt Weibchen aus den Eiern. Ihnen wird es immer schwerer fallen, ein Männchen zu finden, um sich zu paaren.
Die Klimaerwärmung sorgt zudem dafür, dass die Wüste immer mehr einst grünes Land in Besitz nimmt. Um die Wüstenbildung zu unterbinden, ist in der Sahara ein Baumgürtel durch elf Länder geplant. Von Senegal bis Dschibuti soll eine rund 8000 Kilometer lange, grüne Mauer gepflanzt und bewässert werden; neuer Lebensraum, der vielen Tierarten Obdach bieten soll. Eine zwar griffige, aber dennoch sehr umstrittene Massnahme. Einige Nichtregierungsorganisationen kritisieren die fehlende Nachhaltigkeit des Riesenprojektes. Der Baumgürtel funktioniere nur mit einem effizienten Bewässerungssystem und wenn er vor Tierfrass geschützt werde. Wichtige Aufgaben, bei denen die lokale Bevölkerung von grosser Bedeutung sein wird.
Aus einem Löwenjäger wird ein Beschützer
Um Tiere und Pflanzen in Afrika zu bewahren, braucht es aber mehr als nur Schutzmassnahmen. Die Einheimischen müssen ihre Haltung gegenüber den Tieren verändern. Ein positives Beispiel ist der junge Massai Olubi Lairumbe. Bei seinem Stamm in Kenia gehörte ein eigens erlegter Löwe einst zum Statussymbol eines jeden Massaikriegers. Die Löwin, die Lairumbe mit 17 Jahren tötete war jedoch trächtig. Für den Krieger änderte das alles.
Heute beschützt und bewundert er die Löwen und bricht damit mit der jahrhundertealten Tradition seiner Vorfahren. Zusammen mit der Biologin Stephanie Dolrenry versieht er die Raubkatzen mit einem Funksender. Nähert sich eine, können die Dorfbewohner ihr Vieh nun frühzeitig in Sicherheit bringen, statt das Tier abschiessen zu müssen, wenn es überraschend im Dorf auftaucht. Eine Massnahme, die zum Erhalt der Löwen beiträgt. Denn gab es vor 50 Jahren noch rund eine halbe Million Löwen, so sind es heute nicht einmal mehr 30‘000.
Ähnlich schlecht steht es um die Nashörner. In Uganda und Ruanda sind sie durch Wilderei schon gänzlich verschwunden. Grund ist ihr Horn, dem potenzsteigernde Wirkung nachgesagt wird und das deshalb heute mehr Wert ist als Gold. Entsprechend nahm die Wilderei in den letzten fünf Jahren um das 30-fache zu. Eine Entwicklung, die dringend gestoppt werden muss.
Bevölkerung dehnt sich aus
Laut dem renommierten britischen Tierfilmer und Produzenten der Afrika-Serie, David Attenborough, gilt es aber nicht nur, einzelne Individuen und Arten zu schützen, sondern das zusammenhängende Ökosystem. Mit der sich ausdehnenden Bevölkerung wird das immer schwieriger.
Die Bevölkerung in Afrika wächst fast doppelt so schnell wie im Rest der Welt. Diesen Umstand führt David Attenborough in einem Interview auch auf bildungsarme Schichten zurück. Dort wo Frauen Bildung bekämen, ein Wahlrecht hätten sowie medizinische Möglichkeiten für die Geburtenkontrolle, würden die Geburtsraten sinken. Grosse Familien entstünden heute vor allem dort, wo Eltern hofften, so ihre persönliche Zukunft absichern zu können. Doch unbegrenztes Wachstum sei schlussendlich katastrophal. Attenborough erinnert daran: «Die Ressourcen der Welt sind endlich.»