Vulkanströme formen die Erde um, Buschfeuer zerstören riesige Gebiete und Regengüsse erlösen von der Trockenheit: Die Savanne in Ostafrika ist ein Gebiet, das gänzlich den Naturgewalten unterworfen ist. Und nirgendwo sonst findet man eine derartige Dichte von grossen Säugetieren. Doch wer hier überleben will, muss grosse Risiken eingehen.
Nahrung in der Nähe des Löwenmauls
Die Agamen, kleine Eidechsen mit Schuppen, halten schon sehnlichst Ausschau nach den Gnu-Herden. Doch eigentlich sind es nicht die Antilopen, auf die sie warten, sondern die Unmengen Fliegen, die solche Herden begleiten. Für die Agamen heisst dies nur eins: Nahrung im Überfluss.
Einige Arten dieser Tierfamilie sind auf eine lohnende, wenn auch ziemlich riskante Form der Fliegenjagd verfallen: Vorsichtig pirschen sie sich an Löwen heran, die nach einer Fleischmahlzeit Siesta halten und ebenfalls von unzähligen Fliegen umschwirrt werden.
Blick hinab zum Herzen des Planeten
Der Ostafrikanische Grabenbruch reicht vom roten Meer bis nach Mosambik. Im zentralafrikanischen Rift – dem kenianischen Teil dieses Grabens – sind noch immer zahlreiche Vulkane aktiv. Ihr fruchtbarer Aschenregen lässt die Weidegründe der Gnus entstehen und auf der Suche nach frischem Grün sind die Huftiere fortwährend unterwegs.
Zwischen Ruanda, Uganda und der demokratischen Republik Kongo befinden sich die Virunga-Vulkane. Einer von ihnen ist der Nyiragongo, in dessen Krater der grösste Lavasee der Erde liegt. Mit einem Durchmesser von 200 Metern gewährt er einen Blick auf die Kräfte, die diesen Teil Afrikas auch unter der Oberfläche, 15 Kilometer unter der Erde, unaufhörlich umgestalten. Um das Gebiet der Vulkane streifen derweil die letzten der grössten lebenden Primaten durch die Wälder: die Berggorillas.
Ein Schnabel – zu gross fürs Küken
Soda-Seen sind eine weitere Besonderheit dieser unruhigen Landschaft. In ihrem alkalischen Wasser hat es das Leben schwer, sich zu entfalten – doch es gedeiht auch hier. Die Mikroalge Spirulina verleiht den Seen ihre fremdartige Färbung und dient Abertausenden von Flamingos als Nahrung.
Vielfältige Vogelwelt auch in Sambia: Dort liegt der riesige Bangweulu-Sumpf; sein Name bedeutet «Wo das Wasser auf den Himmel trifft». Hier brütet der Schuhschnabel, ein grauer Vogel, der seltsam prähistorisch anmutet.
Der Schnabel der frisch geschlüpften Küken ist so überproportional gross, dass sie mehrere Wochen brauchen, bis sie richtig stehen und den Kopf oben halten können.
Grillfleisch in der Savanne
Wenn die Trockenzeit in Ostafrika ihren Höhepunkt erreicht, brechen oft unvermittelt Feuer aus. Die Brände fegen mit über 80 Kilometern pro Stunde durch die Savanne und lassen jedes Jahr riesige Flächen in Rauch aufgehen.
Doch auch hier lauen Nutzniesser: Bienenfresser, Gabelracken und Drongos stürzen sich waghalsig mitten in die Flammen und fangen Insekten, die in Panik fliehen – ein hohes Risiko, um eine gegrillte Heuschrecke zu verspeisen.
Die Rückkehr des Paradieses
Auf dem Kilimanjaro bleibt der saisonale Regen seit zwei Jahren aus. Feuchtigkeit ist nicht in Sicht. Unter der Dürre um das Bergmassiv leiden viele Arten; auch die Elefanten, die hier sonst zahlreich sind. Auf der Suche nach frischen Gräsern legen sie riesige Distanzen zurück – bis zum Tag, an dem sich die Elefantenkuh entscheiden muss. Lässt sie ihr Kalb zurück oder bleibt sie bei ihm, obwohl es vor Erschöpfung todgeweiht ist?
In der Trockenheit spielen sich solche Dramen häufig ab. Doch wenn der ersehnte Regen endlich kommt, verwandelt sich Ostafrika wieder in ein Land des Überflusses und ein neuer Zyklus beginnt. Mit den Generationen, die diese Zyklen durchlaufen, haben sich in der Savanne findige und anpassungsfähige Überlebenskünstler entwickelt.