-
Bild 1 von 6. Mull-Lemminge:. Weil sie Säugetiere sind, sollten sie sich an die XY-Regel halten, wie der Mensch. Die meisten Mull-Lemmingarten tun dies auch, ausser die transkaukasische Spezies. Sie hat das Y-Chromosom verloren. Aber es gibt trotzdem noch beide Geschlechter. Die Natur hat offenbar ein neues System zur Geschlechterbestimmung erfunden. Bildquelle: Wikipedia.
-
Bild 2 von 6. Schnabeltier:. Diese seltsamen Wesen – Kloakentiere, die Eier legen, ihre Jungen mit Muttermilch versorgen und einen Schnabel haben – treiben es auch in Sachen Geschlecht exotisch. Ihre Männchen besitzen nicht ein Y-Chromosom, sondern gleich fünf. Dazu haben sie auch fünf X-Chromosomen. Die Weibchen verfügen über zehn X-Chromosomen. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 3 von 6. Japanische Stachelratte:. Auf einer Inselgruppe vor Japan hausen drei Arten von Stachelratten. Eine davon hütet ihr Y-Chromosom immer noch, aber zwei andere Arten haben es wie die transkaukasischen Mull-Lemminge verloren. Auch die Y-losen Stachelratten kennen trotzdem noch Männchen und Weibchen. Bildquelle: Wikipedia.
-
Bild 4 von 6. Heuschrecke:. Manche Insekten wie Heuschrecken, Zikaden und Kakerlaken haben schon lange vorgemacht, was ihnen die Mull-Lemminge und Stachelratten vor kurzem nachmachten: Ihre Männchen haben kein Y-Chromosom mehr, allerdings immer noch ein einzelnes X-Chromosom. Die Weibchen besitzen wie bei Säugetieren zwei X-Chromosomen. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 6. Vögel:. Bei den Vögeln haben die Männchen zweimal das gleiche Geschlechts-Chromosom und die Weibchen zwei verschiedene. Um Verwirrungen unter Biologen vorzubeugen, heisst das männliche Chromosom der Vögel Z, das weibliche W. Auch einige Fische, einige Krebstiere und manche Insekten halten es wie die Vögel. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 6 von 6. Schildkröten:. Einige Schildkrötenarten setzen nicht auf Chromosomen und Gene wie das SRY-Gen beim Menschen, um das Geschlecht zu bestimmen. Bei ihnen bestimmt die Temperatur, in welches Geschlecht sich der Embryo im Ei entwickelt: Bei tieferen Temperaturen entstehen Männchen, bei höheren Weibchen. Auch manche Krokodil- und Fischarten halten es so. Bildquelle: Keystone.
Ob Mann oder Frau, das entscheiden beim Menschen die beiden Geschlechtschromosomen X und Y. Frauen besitzen zwei X-Chromosomen, Männer je ein X und ein Y. Zusätzlich haben beide Geschlechter einen Satz von 22 «normalen» Chromosomen, die das Erbgut vervollständigen.
In Millionen von Jahren entstanden
Das Männerprogramm in einem Embryo mit Y-Chromosom startet das geschlechtsbestimmende SRY-Gen. Es wirkt wie ein Generalschalter, der eine Kaskade von Abläufen im Embryo startet, die ihn zum männlichen Wesen machen.
Eine neue Studie von Forschern der ETH Lausanne im Fachmagazin «Nature» zeigt nun, dass das Y-Chromosom vor 180 Millionen Jahren entstanden ist. Dies geschah im letzten gemeinsamen Vorfahren von «normalen» Säugetieren und Beuteltieren.
Y vom Aussterben bedroht?
Aber bald nachdem das Y-Chromosom entstanden war, ging es auch schon bergab mit ihm: Es schrumpfte über die Jahrmillionen dramatisch und verlor 97 Prozent seiner Gene. Ob diese Schrumpfkur beendet ist oder nicht, darüber streiten sich die Forscher.
Die australische Biologin Jenny Graves erlangte Berühmtheit mit ihrer These vom «verrottenden Y-Chromosom», das in 5 bis 10 Millionen Jahren ganz verschwinden werde (mehr im Radio-Beitrag links).
Doch das heisst wohl nicht, dass die Männer verschwinden werden. Dass zeigen die transkaukasischen Mull-Lemminge. Diese Spezies hat das Y-Chromosom bereits verloren – Männchen gibt’s aber trotzdem noch. Es ist wohl ein neuer Mechanismus entstanden, der das Geschlecht bestimmt. Das zeigt: die Natur ist in der Geschlechterfrage sehr kreativ. Die Art, wie im Menschen das Geschlecht bestimmt wird, ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die sie erfunden hat.