Ob tot oder lebend spielte keine Rolle: Am 12. Januar 2013 rief die Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC) im Süden Floridas zur Jagd auf burmesische Tiger-Pythons auf. Die erfolgreichsten Jäger erhielten ein Preisgeld – mitmachen durfte jeder. Nach einem Monat war die «Python Challenge 2013» vorbei. Das Resultat: 68 gefangene Tiger-Pythons.
Die Würgeschlangen, die bis zu fünf Meter lang und über 50 Kilogramm schwer werden können, stellen gemäss der FWC ein grosses Problem im sensiblen Ökosystem des Everglades-Nationalparks dar. «Wir finden oft tote Tiger-Pythons oder fangen lebende, deren letzte Mahlzeit einheimische Säugetiere waren», sagt Carli Segelson, Sprecherin des FWC in West Palm Beach. Seit mehreren Jahren geht der Bestand von Hasen, Wieseln und Wildratten dramatisch zurück. Füchse und Waschbären werden gar keine mehr gesichtet. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Tiger-Pythons zu. Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang.
Das Haustier wurde zum Raubtier
Das Problem ist offenbar menschgemacht. Vor rund 30 Jahren begannen viele Amerikaner, Tiger-Pythons aus Südostasien zu importieren und sie als Haustiere zu halten. Wurden die Tiere den Haltern zu viel, setzten sie sie kurzerhand in der freien Natur aus. Im Mangrovenwald des Everglades-Nationalparks fühlen sich die Pythons seither wohl. Nahrung fanden sie zu Genüge und da sie auf keine natürlichen Feinde stiessen, konnten sie sich ungehindert vermehren. Seit einem Jahr ist die Einfuhr verboten.
Mit der «Python Challenge 2013» wollte die FWC etwas gegen die wachsende Python-Population unternehmen. Bei möglicherweise bis zu 100‘000 Tiger-Pythons, die im Everglades-Nationalpark leben, scheinen jedoch 68 gefangene Tiere ein ernüchterndes Resultat zu sein. Dass die immerhin über 1‘500 beteiligten Jäger nur so wenige Tiere fingen, ist gemäss Segelson wenig erstaunlich. Sie seien durch ihre Musterung sehr gut getarnt und nur schwer aufzuspüren.
Ziel erreicht
Trotzdem sind die Experten der FWC mit dem Resultat zufrieden: «Es war nicht unser primäres Ziel, so viele Schlangen wie möglich zu töten», erklärt Segelson. «Viel wichtiger war es, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass es schwerwiegende Folgen haben kann, nicht einheimische Arten in der Natur auszusetzen. Durch die grosse Aufmerksamkeit haben wir dies hoffentlich erreicht».
Zudem war die Python-Jagd eine Gelegenheit, Daten über die Schlangen zu sammeln. Sie sollen helfen, das Habitat der Tiger-Pythons zu erforschen und die Population in Zukunft gezielt zu dezimieren. Die Jäger erfassten dazu jeden Fundort. Einige Pythons wurden von Biologen mit Peilsendern versehen und wieder in die Natur entlassen. Die getöteten Tiere werden an der Universität in Florida auf ihre Fressgewohnheiten untersucht.
«Wir stehen noch ganz am Anfang, um die Python-Plage in den Griff zu bekommen», sagt Segelson. «Der nächste Schritt wird sein, die Daten aus der Python Challenge 2013 auszuwerten, um mehr über das Verhalten von Tiger-Pythons im Everglades-Nationalpark zu erfahren». Es sei durchaus denkbar, dass bald wieder solch eine Challenge stattfinden wird – diesmal wirklich mit der Absicht, möglichst viele Tiere zu erlegen.