Was früher Modellflieger waren, sind heute die Drohnen. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer machen sich das Fliegen mit Fernsteuerung zum Hobby. Die kleinen Flugobjekte sind in den letzten Jahren immer günstiger geworden, ihre Bedienung immer einfacher. Auch die Qualität der eingebauten Kameras wird immer besser. So liefern die Drohnen spektakuläre Bilder von oben, sei es bei der Grillparty oder im Strandurlaub.
Wegen der fallenden Preise und der verbesserten Kameras hat der Boom bei den Drohnen auch die Wissenschaft erreicht. Hydrologen schätzen mittels Fotos aus der Luft das Risiko für Überflutungen neu ein. Forstwissenschaftlerinnen durchfliegen mit ihren Drohnen unzugängliche Wälder. Und auch in der Paläontologie ist die Drohne inzwischen ein wichtiges Hilfsmittel geworden. Sie liefert wertvolle Bilder von Dinosaurierfussspuren aus der Luft. Auch in der Schweiz.
Ein Knochenjob
Fussspuren von Dinosauriern zu finden ist sehr anspruchsvoll: Die vor 150 Millionen Jahren versteinerten Fussspuren sind bei der Faltung des Juragebirges zu Bergen und Hügeln geworden. Heute kommen sie oft in unwegsamem Gelände wieder zum Vorschein. Dies unter anderem in einem steilen Steinbruch in Lommiswil im Kanton Solothurn, am Rande des Juragebirges. Hier zeugen auf einer steilen Felsplatte hunderte kreis- und hufeisenförmige Fussabdrücke von der früheren Existenz der Riesenechsen in der Schweiz.
«Als wir die Spuren damals kartographiert haben, sind wir hochgekraxelt, runter gekraxelt und seitwärts gekraxelt», erinnert sich Christian Meyer an die Entdeckung der Spuren vor rund 40 Jahren. Er war Professor an der Universität Basel, heute ist er emeritiert.
«Damals herrschten in diesem Steinbruch Temperaturen von bis zu 38 Grad.» Um die Spuren zu finden, auszumessen, und zu kartographieren, mussten die Forschenden umständlich am Seil angebunden arbeiten. Konstant waren sie der Steinschlaggefahr ausgesetzt. Auch ein Helikopter wurde als kostspieliges Hilfsmittel aus der Luft hinzugezogen.
Mit Drohnen zum 3D-Modell
Heute ersetzen vergleichsweise günstige Drohnen einen Teil der mühsamen Arbeit am Felsen. Im Steinbruch Lommiswil hat der 27-jährige Drohnenflugexperte Alain Fauquex Pionierarbeit geleistet. Ausgehend von seiner Erwachsenenmaturitätsarbeit hat er die gesamte Fundstelle aus der Luft und aus verschiedenen Winkeln fotografiert. Mittels einer Software baute er daraus ein 3D-Modell (siehe Box).
Mit der Drohne hat Fauquex rund 800 Fussabdrücke im Steinbruch kartographiert. Das sind etwa doppelt so viele, wie vorhin durch die manuelle Arbeit am Seil bekannt waren. Ausserdem entdeckte Fauquex dank des 3D-Modells zwei neue Fährtenwege der Saurier.
Noch ist die Charakterisierung der Spuren durch Drohnen nicht perfekt, sagt Alain Fauquex. Harsche Wetterbedingungen verunmöglichen manchmal die Flüge: «Bei starkem Wind ist es problematisch, nahe an den Felsen heranzufliegen. Ausserdem muss man die beschränkte Akkulaufzeit im Auge behalten». Letzteres stelle insbesondere bei starker Hitze ein Problem dar, ergänzt Christian Meyer.
Insgesamt aber überwiegen die Vorteile der kleinen Flugobjekte. So reist Christian Meyer bald wieder mit Drohnen im Gepäck zur Dinospurensuche nach Frankreich. Später auch in die chilenische Atacama-Wüste.