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Tierische Superkräfte Wunder der Natur: Rippenquallen verschmelzen zu einem Körper

Forschende haben eine neue Entdeckung gemacht: Sind zwei Rippenquallen verletzt, können sie zu einem einzigen Lebewesen verschmelzen. Dabei vereinen sie gar ihre Nerven und ihre Verdauung, vermuten die Studienautoren.

Trifft man Quallen im Meer an, haben wohl die wenigsten Freude. Doch diese Meerestiere können einen auch ins Staunen versetzen. Etwa eine Art der Rippenqualle, die Mnemiopsis leidyi. Sie verfügt über einen bisher unbekannten Trick: Sind zwei Tiere verletzt, können sie sich zu einem einzigen Körper vereinen, zeigt eine neue Studie .

Der Biologe Kei Jokura und sein Team entdeckten zufällig, dass eine Rippenqualle, die sie in einem Meerestank im Labor hielten, ungewöhnlich gross war. Bei genauerem Hinsehen bemerkten die Forschenden, dass das Tier gewisse Körperstruktur doppelt zu haben schien. War aus zweien eins geworden? Spätere Untersuchungen bestätigten diese Vermutung.

Vereinte Nerven und Verdauung

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Das aussergewöhnlich grosse Exemplar einer Rippenqualle schien sich wie ein einziger Organismus zu verhalten. Wenn die Forschenden einen Teil des Tieres anstupsten, reagierte der ganze Körper. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Nervensysteme von zwei Lebewesen vereint wurden.

Auch bei weiteren Versuchen mit anderen verschmolzenen Quallen zeigte sich, dass sich die Bewegungen synchronisierten.

Zudem untersuchte das Forschungsteam die Verdauung. Wenn eines der Münder Nahrung aufnahm, landete diese schliesslich im Darm des anderen. Die Nahrung konnte aus beiden Aftern ausgeschieden werden.

Die Forschenden erzeugten noch mehr verschmolzene Quallen, indem sie Tieren Stücke vom Gewebe abschnitten und jeweils zwei verletzte Tiere nebeneinander legten. Nach etwa zwei Stunden waren sie bereits miteinander verschmolzen und verhielten sich wie ein Lebewesen.

Bedeutung für die regenerative Medizin

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Interessant ist, dass Rippenquallen dieser Art offenbar keinen Abwehrmechanismus haben, der fremdes Gewebe angreift. Normalerweise erkennt das Immunysystem von Tieren oder Menschen den Unterschied zwischen eigenem und fremdem Gewebe oder Zellen. So kann das Immunsystem fremde Eindringlinge wie etwa Bakterien, Viren oder Zellen bekämpfen.

Dieser Mechanismus wird in der Fachsprache als «Allorekognition» bezeichnet. Insbesondere bei Organtransplantationen spielt er eine grosse Rolle. Damit fremde Organe nicht abgestossen werden, müssen Patienten entsprechende immunsupprimierende Medikamente einnehmen.

Wenn die molekularen Mechanismen hinter der Verschmelzung von zwei Quallen besser verstanden werden, könnten diese Erkenntnisse neue Ansätze für die regenerative Medizin bieten. Insbesondere bei der Frage, wie fremdes Gewebe und Nerven nach Verletzungen in den menschlichen Körper integriert werden können.

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