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Ein toter Elefant liegt an einem Gewässer
Legende: Reuters

Tödliches Wasser Warum über 350 Elefanten vermutlich gestorben sind

Wenn Wasser zur Lebensgefahr wird: Hinter dem Massensterben in Botswana könnten giftige Cyanobakterien stecken. Und: Bei deren Verbreitung spielt der Klimawandel eine entscheidende Rolle.

Im Jahr 2020 hat sich im Okavango-Delta in Botswana etwas Rätselhaftes ereignet: Mehr als 350 Elefanten jeden Alters liefen im Kreis, brachen zusammen und starben. Nun fanden Forschende Hinweise, dass Cyanobakterien für das Massensterben verantwortlich sein könnten.

Was sind Cyanobakterien?

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Cyanobakterien, oder umgangssprachlich Blaualgen genannt, sind winzige Bakterien, die keinen Zellkern haben und Fotosynthese betreiben. Diese Mikroorganismen gelten als eine der ältesten Lebensformen der Erde – Cyanobakterien gibt es seit mindestens 2.7 Milliarden Jahren. Heute kommen sie auf der ganzen Welt in Meeren, Seen und Flüssen vor.

Unter idealen Bedingungen, wie warmem, ruhigem Wasser und hohen Nährstoffkonzentrationen, können sie sich explosionsartig vermehren. So bilden sich sogenannte Cyanobakterienblüten. Diese Blüten, die oft als grün-bläulicher Film auf der Wasseroberfläche sichtbar sind, können giftige Stoffe freisetzen. Etwa 40 Arten produzieren solche toxischen Stoffwechselprodukte, die für Tiere und Menschen gefährlich sein können. Während sie für Tiere lebensbedrohlich sein können, verursachen sie bei Menschen mildere Symptome: Badende, die Wasser verschlucken, können beispielsweise Übelkeit und Durchfall bekommen. Es gibt jedoch auch harmlose Arten von Cyanobakterien.

Die Dickhäuter tranken vermutlich vergiftetes Wasser und verendeten innerhalb der folgenden 88 Stunden, so die Forschenden.

Mehr zur Elefanten-Studie

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Mithilfe von Satellitendaten hat das Forschungsteam die Verteilung der Kadaver rund um die Wasserstellen analysierte. Denn direkte Wasserproben konnten wegen Reiseeinschränkungen aufgrund von Corona zu der Zeit nicht entnommen werden. Von den rund 3000 untersuchten Wasserstellen waren es vor allem jene mit verstärkten Cyanobakterien-Blüten, an denen besonders viele tote Elefanten gefunden wurden.

Cyanobakterien stellen nicht nur in Botswana eine Gefahr für Tiere dar, sondern breiten sich auch in Schweizer Seen aus. Im Kanton Schaffhausen etwa starben diesen Sommer mehrere Hunde, nachdem sie in kontaminiertem Wasser gebadet hatten.

Die Cyanobakterien profitieren vom Klimawandel. Die Erwärmung schafft optimale Bedingungen für ihre Vermehrung: Warmes, ruhiges Wasser, intensive Sonneneinstrahlung und ein hoher Nährstoffgehalt durch Stickstoff und Phosphor.

Die Forschenden warnen, dass Cyanobakterien ein grösseres Problem für Wildtiere werden könnten.

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Archiv: Unerklärliches Elefantensterben in Botswana
aus Rendez-vous vom 03.07.2020. Bild: Imago
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 39 Sekunden.

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