In Ernstbrunn, eine Stunde nördlich von Wien, liegt das Wolf Science Center. An diesem Forschungsinstitut leben Wölfe und Hunde in kleinen Rudeln. Wissenschaftler untersuchen hier seit 2008 die Verhaltensweisen, Fragen der sozialen Zusammenarbeit und kognitiven Fähigkeiten von Wölfen und Hunden.
Was unterscheidet Wölfen und Hunde?
Im Vergleich zwischen Wölfen, Rudelhunden und Haushunden, die ebenfalls auf dem Gelände leben, werden hier auch Unterschiede zwischen Wildverhalten und domestiziertem Verhalten gewonnen.
Die Forscher sind Biologen, Verhaltensforscher und Tiertrainer. Eine von ihnen ist die Schweizerin Marianne Heberlein. Sie arbeitet seit acht Jahren mit den Tieren. Das wissenschaftliche Training beginnt für Welpen bereits in einem Alter ab 3 Wochen.
Heberlein fasziniert, wie sich die Wildtiere immer wieder auf unterschiedliche Situationen einstellen können. Mit erwachsenen Tieren arbeitet sie in verschiedensten wissenschaftlichen Verhaltenstests, welche die Unterschiede von Wölfen und Hunden erfassen.
Strategien der Wölfe
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat sie ein Verhaltensexperiment dokumentiert, das interessante Wesenszüge von Hunden und Wölfen offenbart: Sie hat getestet, wie die Tiere sich verhalten, wenn man ihnen Futter gibt oder entzieht. Welche Strategien legen sie für sich fest, wenn sie bereits merken, dass sie jetzt dann gleich Futter bekommen oder eben auch nicht?
Auch Wölfe machen sich Gedanken über ihr Verhalten
Marianne Heberlein hat viel über Wölfe und Hunde gelernt: «Was mir die wissenschaftliche Arbeit gezeigt hat: Wir sind nicht die einzigen, die sich viele Gedanken um unser Umfeld machen und auch darüber, wie man sich in Situationen verhalten soll. Ich habe gelernt, dass auch Tiere Strategien entwickeln können, die uns Menschen nicht unähnlich sind.»
Mensch, Wolf und Hund sind sich ähnlich
Dabei zeigt sich, dass Mensch und Wolf/Hund sich in vielen Dingen wirklich ähnlich sind. «Gerade Wölfe zeigen viele Parallelen zum Menschen», sagt Heberlein. «Auch sie haben nicht nur nette Seiten an sich, gehen untereinander manchmal ruppig miteinander um. Aber sie zeigen ebenso viel Familiensinn, kooperieren stark in der Gruppe und beschützen ihre Einheit.»
Für die Zürcher Forscherin ist das Wolf Science Center der ideale Ort, um mit den faszinierenden Tieren zu arbeiten – und dieses Engagement ist deutlich spürbar.
Sendung: SRF 1, Einstein, 28.12.2018, 20.05 Uhr