Jeden Sommer ziehen rund 17'000 Älplerinnen und Älpler mit ihren etwa 800'000 Tieren auf die Alpen. Das sind zwar annähernd gleich viele wie in den letzten Jahren, doch es zeigen sich grosse regionale Unterschiede. An vielen Orten der Schweiz haben die Bauern das Sömmern ganz aufgegeben, an anderen hingegen wurde die Nutzung guter Weiden intensiviert oder der Alpsommer verlängert. Beides schadet der Artenvielfalt.
Abnahme der Vielfalt
Sowohl stark genutzte, wie auch völlig von Gebüsch überwachsene Flächen beherbergen deutlich weniger Pflanzenarten. «Einstein» zeigte bereits im April 2012, wie stark die Auswirkungen sind.
Werden Alpen nicht mehr beweidet, verbreiten sich auf der Alp plötzlich die Pflanzen, die die Beweidung vorher schlecht vertragen haben – beispielsweise Zwergsträucher. Die Alp verbuscht und immer weniger Pflanzen gedeihen dort.
An Orten, wo sich die Tiere oft aufhalten, überdüngt der Boden dagegen. In der Folge breiten sich aggressive und schnell wachsende Gräser sowie Unkrautstauden aus. Die Alpenvielfalt nimmt auch hier ab, denn für die Tiere ist das nährstoffarme Unkraut uninteressant. Nur wo die Weiden regelmässig, aber nicht zu intensiv genutzt werden, ist die Artenvielfalt gross.
Vergandung schreitet voran
Rund ein Achtel der Schweizer Landesfläche besteht aus Alpweiden. Das Biodiversitätsmonitoring Schweiz hat gezeigt, dass diese Weiden mit durchschnittlich 42 Pflanzenarten pro zehn Quadratmeter die höchste Artenzahlen aller Landschaften der Schweiz aufweisen. Ausserdem liegt ein Grossteil der geschützten Moore und die besonders artenreichen Trockenwiesen im Sömmerungsgebiet.
Doch der Wald, in dem deutlich weniger Arten gedeihen, rückt vor. So wuchs die Waldfläche laut dem 4. Schweizerischen Landesforstinventar von 2006 bis 2011 um rund 320 Quadratkilometer. Etwa 40 Prozent davon waren zuvor als Sömmerungsweiden genutzt worden.