Entlang der Ostküste Australiens lebten einst um die 10 Millionen Koalas. Doch nachdem die Kolonialherren den südlichen Kontinent in Beschlag genommen hatten, setzte ein beispielloses Massaker ein, weil das weiche Fell der Tiere in Europa und Amerika begehrt war. Bis heute haben sich die Koala-Bestände von dieser Ausbeutung nicht erholt. Schätzungen zufolge leben noch zwischen 40‘000 und 100‘000 Tiere in Australien, die sich auf drei Unterarten verteilen.
Platznot, Krankheiten und Autobahnen
Obwohl die Tiere heute in Queensland und New South Wales geschützt sind, drohen ihnen viele Gefahren. So hat beispielsweise der Landhunger der Menschen je nach Gebiet 20 bis über 90 Prozent des Eukalyptus-Waldes zerstört und den Lebensraum der Koalas zerstückelt.
Wo die Koalas durch das Wachstum der Siedlungen auf kleinen Waldinseln eingeengt und dadurch zusammen gedrängt werden, kommt es häufig zu Krankheiten, etwa zu Infektionen durch sogenannte Chlamydien. Das sind Bakterien, die bei der Paarung übertragen werden und deshalb häufig die vitalsten Tiere treffen, da sich starke Männchen besonders oft paaren. Krankheiten und der Verlust des Lebensraumes stören das komplizierte Sozialsystem dieser Beuteltiere empfindlich und schwächen ihre Populationen nachhaltig.
Die Menschen bauen immer mehr Strassen in den Lebensraum der Koalas, die diese nicht beachten und oft völlig ahnungslos überqueren – manchmal sogar sechsspurige Autobahnen. Autos sind die Koala-Killer Nummer 1. Eine weitere, besondere Gefahr für die baumbewohnenden Beuteltiere stellen Waldbrände dar, die in Südostaustralien infolge der Klimaerwärmung immer häufiger und immer heftiger werden.
Die gemütlichen Draufgänger
Koalas gelten allgemein als langsam und gemütlich, doch können sie auch anders: Starke Männchen verteidigen temperamentvoll exklusive Waldreviere und werden immer wieder von umherziehenden Rivalen herausgefordert. Dabei geraten sie sich selten handgreiflich in die Wolle. Stattdessen nutzen sie für ihre Auseinandersetzung Geruchsmarkierungen aus den Drüsen ihrer haarlosen Brust und vor allem ihre Stimme: Koalas können brüllen wie die Löwen.
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Noch ist längst nicht alles aus dem Leben des australischen Nationaltieres erforscht und immer wieder wird neues entdeckt: So konnte Koala-Forscher Chris Allen kürzlich erstmals filmisch dokumentieren, dass Koalas einer bestimmten Kolonie an ausgewählten Eukalyptusbäumen Rinde fressen. Das war bisher völlig unbekannt, und der Grund dieses Verhaltens ist nach wie vor ein Rätsel.