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Zwei Menschen stehen im Schnee, der eine hält ein Gewehr im Arm, im Hintergrund zwei Schneemobile.
Legende: An der nördlichsten Spitze Alaskas: Mitarbeiter des Wildlife-Departments. Thomas Häusler/SRF

Reisetagebuch Alaska Sonntag, 12. Mai – Top of the world

Heute ist der Winter nach Barrow zurückgekehrt. Statt null Grad ist es etliche darunter, und ein Wind pfeift, der einem schnell die Restwärme aus den Knochen treibt. Schneewehen stieben über die Strassen. Trotzdem geht es raus an den nördlichsten Punkt der USA.

Trotz des Wetters fahren einige Angestellte des Wildlife-Departments mit Schneemobilen zum Point Barrow – eine Landzunge, die sich weit ins Meer vorzieht. Sie ist nur wenige Meter breit, flach und an der Spitze der nördlichste Punkt der USA. Hier treffen zwei Meere aufeinander, die Tschuktschen- und die Beaufort-See.

Wir stehen auf einigen Eisblocks, die Wind und Strömung am Strand aufgetürmt haben. Der Himmel ist bedeckt von einer tiefen Wolkenschicht, Dämmerlicht, alles weiss. Das Eis vor uns flach bis zum Horizont, hinter uns das gefrorene Land. Der Horizont wölbt sich leicht: die Erdkrümmung.

Zwei Grabsteine im Schnee.
Legende: Gräber künden von vergangenen Zeiten: Die «Yankees» hatten den Inupiat lange die Walfanggründe streitig gemacht. Hier sind zwei ihrer Gräber. Thomas Häusler/SRF

Bis vor etwa 50 Jahren war hier eine Siedlung der Inupiat, Nuvuk. Die Bewohner lebten in Torf- und Erdiglus, bis sie umzogen ins zehn Kilometer entfernte Barrow mit seinen moderneren Holzhäusern. Gräber künden davon, dass hier seit mindestens 1000 Jahren Menschen lebten. Die Brandung nagt vorzu an der Landzunge, und die Gräber werden langsam ins Meer geschwemmt. Es ist nicht genügend Geld da, um alle zu bergen und zu untersuchen, sagt die örtliche Archäologin Anne Jensen.

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