Der Einfluss der Tour de Sol lässt sich auch im Handelsregister finden. Zum Beispiel die Jenni Energietechnik AG im Bernischen Oberburg, die sich auf Heizungstechnik mit Solarenergie spezialisiert hat. Firmengründer Josef Jenni war einer der Initiatoren der Tour de Sol. Oder die Firma Brusa Elektronik AG im St. Galler Rheintal. Die Zulieferin für den Automobilbereich produziert Leistungselektronik für Elektrofahrzeuge für namhafte Autohersteller.
Inspiration auf dem Parkplatz
Auch die Kyburz Switzerland AG hat ihre Wurzeln im Solarrennen von 1985. Martin Kyburz war bei der ersten Tour de Sol noch Student am Technikum Winterthur. In der Pause ging er zum Parkplatz des Technoramas, wo sich die Fahrzeuge zum ersten Etappenhalt eingefunden hatten. «Ich habe all die Elektrofahrzeuge gesehen und gedacht, so etwas muss ich auch machen», erzählt er.
Gesagt, getan: Mit unzähligen Bastelstunden dauerte es schliesslich fast sechs Jahre – dann war er fertig, sein Elektroflitzer, gerade rechtzeitig für die siebte Ausgabe der Tour de Sol im Jahr 1991. Ein tropfenförmiges Fahrzeug mit einer starken Beschleunigung und einer Spitzengeschwindigkeit von etwa 130 Kilometern pro Stunde.
Fahrzeuge für Pöstler in aller Welt
Martin Kyburz bezeichnet dieses Tour-de-Sol-Fahrzeug heute als sein Gesellenstück. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich weiter mit dem Bau von alltagstauglichen Elektrofahrzeugen und verfeinerte sein Wissen stetig.
Heute stellt er unter anderem die dreirädrigen Elektromotorräder her, mit denen Pöstler die Briefe austragen. «Ich wollte die alten 2-Takt-Töffs der Postboten durch etwas Besseres ersetzen», erzählt er, und darum habe er die Entwicklung vorangetrieben – ganz ohne Auftrag der Post.
Die Schweizerische Post war von den Fahrzeugen begeistert und bestellte. Und nicht nur sie: Die dreirädrigen Fahrzeuge sind auch in Deutschland, in Norwegen und sogar in Neuseeland für die Post im Einsatz. Mittlerweile beschäftigt die Firma Kyburz Switzerland AG im Zürcherischen Freienstein fast 80 Angestellte, die Fahrzeuge entwickeln und bauen.
Seniorenfahrzeuge als Herzensprojekt
Die Postfahrzeuge sind zwar erfolgreich. Doch das Projekt, das Martin Kyburz am meisten am Herzen liegt, sind Seniorenfahrzeuge, die seine Firma produziert. Mit ihnen können ältere Menschen, die den Führerschein abgeben mussten, trotzdem auf die Strasse. Langsam zwar, aber immerhin.
Es sei sehr schön mitzuerleben, so Kyburz, wie ein älterer Mensch auf diese Weise seine Selbständigkeit zurück erlangt: «Das ist emotional gesehen eines der schönsten Projekte, die ich je gebaut habe.»
Ein Solarflitzer als Bausatz
Seine Rennvergangenheit hat er dennoch nicht ganz vergessen. Kyburz‘ neustes Projekt ist der «erod»: ein offener Elektrosportwagen, der als Bausatz ausgeliefert werden soll. Mit seinen 61 PS und dem tief gelegten Fahrwerk kann der Tour-de-Sol-Pionier mit dem gelben Flitzer wieder rasant durch die Kurven fahren.
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