Besuch aus dem All ist für die Erde nichts Neues: Immer wieder wurde unser Planet in der Vergangenheit von Himmelskörpern getroffen – manche davon klein, andere so riesig, dass sie das Klima tiefgreifend veränderten, mit drastischen Folgen für Flora und Fauna.
Die kanadische Datenbank «Earth Impact Database» listet gegenwärtig 183 Einschlagskrater auf. Und fast hätte am 15. Februar mit einem neuen Krater gerechnet werden müssen, aber eben nur fast. Gerade einmal 27'500 Kilometer trennen uns an diesem Freitag noch vom Asteroiden «2012 DA14», einem etwa 65 Meter grossen Felsbrocken, der vergangenes Jahr von Astronomen auf Mallorca entdeckt wurde.
Auch kleine Asteroiden richten Schaden an
Einen so nahen Vorbeiflug eines Asteroiden von dieser Grösse haben Astronomen noch nie beobachtet seit Beginn der systematischen Messungen in den 1990er-Jahren. Die Forscher interessieren sich für die Form des Brockens und seine Zusammensetzung. Vor allem aber möchten sie wissen, wie stark der Asteroid bei seinem Vorbeiflug von der Schwerkraft der Erde abgelenkt wird. Nur daraus lässt sich genau berechnen, wie er künftig seine Bahnen ziehen wird.
Auch wenn «2012 DA14» ein eher kleiner Asteroid ist, könnte er auf der Erde grossen Schaden anrichten. Experten vergleichen ihn mit jenem Himmelskörper, der im Jahr 1908 über Sibirien explodierte, nachdem er in die Erdatmosphäre eingetreten war. Der Asteroid legte alle Bäume im Umkreis von gut 20 Kilometern flach. Die Explosion ging als Tunguska-Ereignis in die Geschichte ein.
Systematische Suche am Himmel
Mit aufwendigen Modellen haben Astronomen allerdings schon jetzt berechnet, dass «2012 DA14» die Erde nicht so bald treffen wird. Auch für einen anderen Asteroiden hat die NASA vor kurzem Entwarnung gegeben: Apophis, der am 9. Januar zuletzt an der Erde vorbeigesaust ist, werde die Erde weder bei seinem Vorbeiflug im Jahr 2029 noch 2036 treffen. 2029 wird uns Apophis laut der Nasa aber immerhin fast so nahe kommen wie «2012 DA14» in diesen Tagen.
Weltweit suchen Astronomen den Nachthimmel systematisch nach solchen erdnahen Asteroiden ab. Bisher haben sie gut 9500 Himmelskörper in unserer Nähe identifiziert, darunter 860 mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer. Soweit wir heute wissen, wird uns keiner davon in den nächsten Jahrzehnten treffen. Die Dunkelziffer ist allerdings hoch: Im erdnahen Weltraum schwirren schätzungsweise 500‘000 Asteroiden herum, die ähnlich gross sind wie «2012 DA14».
Science-Fiction wird real
Offensichtlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis tatsächlich wieder ein Asteroid Kurs auf die Erde nimmt. Über die Frage, was dann zu tun wäre, zerbrechen sich weltweit verschiedene Arbeitsgruppen die Köpfe, zum Beispiel bei der UNO, der Nasa und ihrem europäischen Gegenstücks, der ESA. Auch das internationale Forschungsprojekt NEO-Shield, an dem auch die Universität Bern beteiligt ist, beschäftigt sich mit der Abwehr von Asteroiden.
Die Forscher haben bereits verschiedenste Szenarien geprüft, darunter auch den Einsatz von Atombomben, was an Science-Fiction-Filme im Stil von «Armageddon» und «Deep Impact» erinnert. Einen Asteroiden mit einer Bombe zu sprengen, gilt allerdings als sehr riskant: Sind die Bruchstücke nicht klein genug, dringen sie dennoch durch die Atmosphäre bis auf die Erde. Zur Atombome würde man nur im absoluten Notfall greifen, also wenn ein Asteroid schon sehr nahe ist. Und auch dann nur, um den Asteroiden durch die Wucht der Explosion abzulenken, nicht um ihn zu zertrümmern.
Es gibt auch andere Möglichkeiten, einen Asteroiden abzulenken. Zurzeit favorisieren ESA und Nasa eine Mission, bei der eine Raumsonde auf einen Asteroiden prallen und ihn dadurch aus seiner Bahn schubsen soll. Ziel der Mission AIDA (Asteroid Impact and Deflection Assessment) ist Didymos, ein Zweigespann aus einem grossen und einem kleinen Asteroiden.
Es wäre die erste Mission, bei der ein Asteroid aus seiner Bahn abgelenkt wird. Geplant ist sie für das Jahr 2022. Bleibt zu hoffen, dass nicht schon vorher ein zerstörerischer Asteroid auf die Erde trifft.