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Bild 1 von 8. Passionierter Bastler:. Achim Vollhardt hat diese Antenne noch als Student im Labor der Uni Zürich zusammen geschraubt; nach Feierabend und mit Teilen, die er auf E-Bay erstanden hat. «Selber bauen und entwickeln ist Ehrensache», sagt der promovierte Physiker. Bildquelle: Achim Vollhardt.
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Bild 2 von 8. Vier zufriedene Gesichter und das Signal der Voyager 1:. Die Raumsonde fliegt seit 1978 im All und befindet sich heute weit ausserhalb des Sonnensystems. Von ihr ein Signal mit einer privaten Antenne zu empfangen? Unmöglich, sagte selbst der einstige Missionsdirektor. Doch Vollhardt und seine Kollegen gaben nicht auf: Die Spitze der Computergrafik zeigt das Sendesignal der Voyager 1. Bildquelle: AMSAT-DL.
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Bild 3 von 8. Die Sternwarte in Bochum:. In diesem Radom – ein Kunstbegriff aus Radar und Dom – befindet sich die Antenne, mit welcher die Funkamateure ihre Signale empfangen. Im flachen Anbau daneben liegt der Kontrollraum. Bildquelle: AMSAT-DL.
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Bild 4 von 8. Das wichtigeste Stück:. Die 20 Meter grosse Antenne im Radom in Bochum. Sie ist das Hauptwerkzeug der Funkamateure, um Empfangsnachweise von interplanetaren Raumsonden zu liefern. Das Signal fast jeder Raumsonde von Nasa oder Esa kann mit dieser Antenne empfangen werden. Bildquelle: AMSAT-DL.
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Bild 5 von 8. Erde an Venus:. 2009 schickten die Funkamateure ein Radiosignal von der Bodenstation in Bochum in Richtung Venus. 100 Millionen Kilometer reiste es, in 5 Minuten. Zurück kam ein Radioecho. Somit wurde das erste Mal in Europa ein planetares Echo auf der Erde empfangen. Hinten rechts: Achim Vollhardt. Bildquelle: AMSAT-DL.
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Bild 6 von 8. Riesiges Empfangshorn:. Dieses Gerät aus Aluminiumblech ist die eigentliche Antenne, die ins Zentrum des 20-Meter-Reflektors in Bochum eingebaut wurde. Gehalten wird sie vom geistigen Vater des Erde-Venus-Erde-Projekts, Karl Meinzer. Bildquelle: AMSAT-DL.
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Bild 7 von 8. Bastler-Freuden:. Dieser Modulator ist der eigentliche Sender. Die rote Wasserpumpe führt direkt nach links zu einem Kühler: der stammt aus einem VW Polo. Bildquelle: AMSAT-DL.
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Bild 8 von 8. Mit dem Satelliten zum Mars reisen ... und dort Messungen machen. Das ist das Zukuftsprojekt der Funkamateurs-Kollegen. Was fehlt, ist Geld. Bildquelle: AMSAT-DL.
«Wir mussten gar nicht so lange rumprobieren» sagt Achim Vollhardt. Der promovierte Physiker erzählt in seiner Mittagspause in seinem Labor an der Universität Zürich, wie er zusammen mit ein paar Kollegen die Signale empfangen konnte. «Wir haben aufgrund eines Internetblogs begonnen, uns für diese Raumsonde zu interessieren», sagt der 37-jährige passionierte Funkamateur.
Zusammen mit seinem Verein AMSAT-DL hat er in Bochum ein altes Radioteleskop mit 20 Metern Durchmesser restaurieren dürfen. Ohne dieses grosse Teleskop wäre der Empfang des Signals gar nicht möglich gewesen. Nach einiger Recherche und Herumfragerei, bekamen sie ein paar alte Navigationsdaten des Satelliten und konnten damit relativ schnell seine vermutete aktuelle Position bestimmen und das Teleskop entsprechend ausrichten.
Stille ist ein gutes Zeichen
Empfangen haben sie dann – eigentlich nichts. «Es ist wie ein Radiosender, bei dem der Moderator nichts ins Mikrofon sagt. Es ist einfach nur Stille» sagt Achim Vollhardt. Aber genau diese Stille bestätigt, dass der Sender läuft. Andernfalls wäre nur Rauschen zu hören gewesen. «Wir können feststellen, dass der Sender läuft, also auch die Stromversorgung irgendwie noch funktioniert, und sich die Sonde in etwa dort befindet, wo man sie erwartet hat», erzählt Vollhardt weiter.
Die Sonde «ISEE-3» hat Ende der 1970-er Jahre zuerst den Sonnenwind gemessen und erhielt danach eine neue Mission: Kometenjagd. Mit der neuen Mission kam auch ein neuer Name: «ICE», International Cometary Explorer. Sie ist 1985 als erste Raumsonde durch den Schweif eines Kometen geflogen und hat die Theorie bestätigt, dass Kometen vorwiegend aus Eis und Staub bestehen. 1997 wurde sie ausser Dienst genommen und nähert sich jetzt zum ersten Mal wieder der Erde. Wenn man sie noch einmal einfangen möchte, dann jetzt. Nachher verschwindet sie möglicherweise für immer im All. Und die Zeit drängt: Bis im Juni 2014 müssten die Befehle für eine Kurskorrektur gegeben werden.
Der Befehlscode ist jedoch geheim – nur die Nasa kennt ihn. Damit die Raumsonde ICE für weitere wissenschaftliche Experimente genutzt werden könnte, müsste sie auf ihre alte Position gebracht werden. Vor dem Ausflug zu den Kometen war sie im sogenannten «Lagrange-Punkt L1» positioniert. Ein Ort zwischen Erde und Sonne, wo beide Schwerefelder sich gegenseitig aufheben.
Weiterer Nutzen begrenzt
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Was würde man nun aber mit der Raumsonde ICE anfangen? «Der wissenschaftliche Nutzen für eine weitere Mission der Raumsonde ist sehr begrenzt» gibt Achim Vollhardt unumwunden zu. Wohl nicht zuletzt aus dem Grund hat die Nasa bisher kein Interesse an den Daten von Vollhardt und seinem Verein gezeigt. Die Nasa habe viel von ihrer alten Ausrüstung verschrottet, das sei der normale Lauf der Dinge, so Vollhardt. Die amerikanische Raumfahrtbehörde wird sich wohl gut überlegen ob sie für einen alten Satelliten mit Technik aus den 1970er-Jahren an Bord noch Geld ausgeben möchte.
Für Achim Vollhardt und seine Vereinskollegen ist das aber schlussendlich nicht das Entscheidende. Es geht ihnen um den Spass an der Sache und den haben sie auch jetzt schon gehabt. Und das nächste Feierabendbier nach einem anstrengenden Sonntag bei ihrem Radioteleskop in Bochum – auch das wird kommen, mit Nasa oder ohne.